Fettsäuren
Das Vorkommen von Fettsäuren in Raumluft und Hausstaub ist unserer Kenntnis nach in der Literatur bisher nur wenig beschrieben worden. (ARGUK Labor)
Dabei besitzen Fettsäuren Potenziale, die zum Auftreten von gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen können. Für ihr Vorkommen im Innenraum sprechen die hohe Produktionsmenge von (Innenraum-)Anstrichen, in denen Fettsäuren enthalten sind.
In Hausstäuben kann man Fettsäuren nachweisen. Niedere bis mittlere Fettsäuren haben ausgesprochen unangenehme Geruchseigenschaften, während die höheren Fettsäuren zwar geruchsneutral, jedoch dem mikrobiellen Abbau zugänglich sind und dabei eine Vielzahl niedermolekularer und geruchsintensiver Metaboliten wie Alkohole, Aldehyde, Ketone und Säuren hinterlassen. Darüber hinaus sind Aerosole höherer Fettsäuren reizend für Augen, Atemwege und Haut. (ARGUK Labor)
Höhere Fettsäuren sind Bestandteil von Seifen, Tensiden, Schmierstoffe, Epoxid- und Alkydharzen, Anstrichmitteln wie Farben und Lacke, und Weichmachern (Falbe und Regitz 1995; Baumann und Muth 1997) (Tabelle 1). Niedere und überwiegend auch die mittleren Fettsäuren finden demgegenüber im Innenraum keine technische Anwendung, sondern treten dort vorwiegend als Abbauprodukte der höheren Fettsäuren auf.
Höhere Fettsäuren und ihre Aerosole können reizend für Augen, Atemwege, Schleimhaut und Haut sein (Baumann und Muth 1997). Niedere Fettsäuren sind über ihren widerlichen Geruch hinaus von Wilkins et al. (1993) potenzielle Verursacher von Schleimhautreizungen und Konzentrationsstörungen identifiziert worden.
Fettsäuren dominieren auch im Schwarzstaub-Niederschlag, der beim Phänomen der „Schwarzen Wohnungen“ (auch unter „Fogging-Effekt“ bekannt) auftritt. Im Hexan/Aceton-Extrakt von Wischproben aus 20 solcher Wohnungen fanden wir im Jahr 2002 einen mittleren Fettsäure-Anteil von ca. 12%. Damit sind Fettsäuren nicht nur maßgeblich am Fogging-Phänomen beteiligt. Aus der genannten Beobachtung ist auch zu schließen, dass Fettsäuren Bestandteil atembarer Fein- und Feinststäube sind und in dieser Eigenschaft insbesondere auf die Schleimhäute der Atemwege reizend wirken können (ARGUK 2002b).
Aus den genannten Gründen halten wir beim Auftreten der eingangs erwähnten Gesundheitsbeeinträchtigungen die Überprüfung der Fettsäuren-Belastung des Hausstaubs für geboten. In der Raumluft sollten die niederen Fettsäuren Bestandteil jeder VOC-Messung sein, wie VDI 4300 Blatt 6 dies zumindest für Hexansäure schon vorsieht. (Orientierungswerte s. www.arguk.de )