Lösemittelretention

Lösemittel und Verdünner sind flüchtige organische Kohlenwasserstoffe, welche dem Beschichtungsstoff (Farben, Lacke, Putze etc.) werksseitig zugegeben werden, um dessen Eigenschaft zu beeinflussen.

In erster Linie ist hier die Herabsetzung der Viskosität zu nennen, um das Material streich-, roll- oder spritzbar einzustellen. Auf der Baustelle wird oftmals der Lösemittelanteil durch eine individuelle Zugabe weiter erhöht, in diesen Fällen wird durch den unsachgemäßen Einsatz von Verdünnern und Lösemittel, die Qualität des Beschichtungswerkstoffes verändert. Dieses kann zu direkten oder indirekten Beschichtungsschäden führen, da hierdurch die Reaktions- und Aushärtungszeit, das Ouellverhalten, die Diffusionsdichte und letztlich die chemische Beständigkeit beeinflusst wird. Entsprechend der Materialart und dessen Anwendung werden Lösemittel und Verdünner mit unterschiedlicher Verdunstungszahl eingesetzt.

Je nach Art des eingesetzten Verdünners wird dieser sich nach dem Auftragen des Beschichtungsstoffes verflüchtigen. Erst nach der kompletten Verdunstung der Lösemittel hat die Beschichtung Ihre optimalen Eigenschaften und Schutzwirkung erreicht. Kann nicht die Gesamtmenge des im Beschichtungsstoff befindlichen Lösemittels entweichen und verbleibt somit ein Rest, versteht man darunter eine Lösemittelretention.

Durch eine Lösemittelretention kommt es zu einer verringerten Diffusionsdichte, die eine Verschlechterung und Verzögerung der Beständigkeit des Beschichtungsstoffes verursacht. Es können Ouellerscheinungen oder osmotische Blasenbildung auftreten. Die Feststellung von Lösemittelretention ist in der Regel noch nach Jahren feststellbar. Zur Vermeidung von Lösemittelretentionen ist für eine ausreichende Luftzirkulation und ausreichend hohe Temperaturen und normale Luftfeuchte während und nach der Applikation zu sorgen.

Vermieden werden sollten zudem zu hohe Schichtdicken (Überschichtdicken), da die darin enthaltenen Lösemittel sehr viel länger benötigen, um komplett zu entweichen. Bedingt durch die sofort nach der Applikation einsetzende Reaktion und Härtung des Beschichtungsstoffes kann ein komplettes Verdunsten erschwert bzw. verhindert werden.

Einen ähnlichen negativen Effekt wie bei den Überschichten erhält man, wenn Mehrschichtsysteme zu früh mit der Folgeschicht überarbeitet werden. Sind noch nicht alle Lösemittel aus der Vorschicht entwichen, werden diese durch die darauffolgende Schicht an dem weiteren Verdunsten gehindert. Hierdurch können hohe und inakzeptable Fehlgerüche entstehen, die das Raumklima verschlechtern und es drohen Gesundheitsprobleme und Rechtsfolgen.