Riechwahrnehmung
An der Riechwahrnehmung (griech.: ozein = riechen, auch Geruchssinn, olfaktorischer Sinn oder olfaktorische Wahrnehmung) also der Wahrnehmung von Geruch, sind zwei sensorische Systeme beteiligt: das olfaktorische und das nasal-trigeminale System. Geruch und Geschmack interagieren und beeinflussen sich gegenseitig. Der Geruchssinn ist der komplexeste chemische Sinn. Die Geruchsrezeptoren der Wirbeltiere sind in der Regel in der Nase lokalisiert.
Der Geruchssinn ist bei der Geburt vollständig ausgereift. Eine weitere Eigenschaft des olfaktorischen Systems beim Menschen ist, dass es alle 60 Tage durch Apoptose erneuert wird. Dabei sterben die Riechzellen ab und werden durch Basalzellen erneuert. Die Axone wachsen dabei ortsspezifisch, d.h. die neuen Axone wachsen an die Stellen die durch die alten frei werden.
Zentralnervöse Verschaltungen: In der Riechschleimhaut kommt es zur Anlagerung der Geruchsmoleküle an Rezeptormoleküle. Diese bilden eine spezifische Matrix auf der Oberfläche des Riechepithels. Die Riechköpfchen eines cilientragenden Rezeptors ragen in die äußere Riechschleimhaut hinein. Durch die Bindung des Liganden (hier des Duftmoleküls) an den Rezeptor wird ein G-Protein aktiviert. Dies leitet eine Kaskade ein, bei der cAMP dafür sorgt, dass die Zelle depolarisiert. Die Axone der Rezeptorzellen (Fila olfactoria), die durch die Löcher des Siebbeins ins Schädelinnere gelangen, leiten die Aktionspotentiale weiter an den Bulbus olfactorius (Riechkolben), eine Ausstülpung des Gehirns. Hier konvergieren mehr als 1000 Axone auf ein einziges nachfolgendes Neuron, was für eine enorme Datenreduktion sorgt. Das Aktionspotential wird über den Bulbus olfactorius direkt ins Telencephalon geleitet.
Gedächtniseinspeicherung (Ort, Situation): Von der Riechschleimhaut zum Bulbus olfactorius über die Stria lateralis zur Area präpiriformis (primäre Riechrinde) zum Hippocampus (dort Einspeicherung von Gedächtnisinhalten).
Emotion/Motivation: Von der Riechschleimhaut zum Bulbus olfactorius einerseits über die Stria lateralis zur Amygdala (Limbisches System) zum Hypothalamus, dort weiter zum basalen Vorderhirn und zum orbitofrontalen Cortex. Außerdem Verbindungen über den Tractus olfactorius und die Stria medialis zum Tuberculum olfactorium und weiter zum Septum.
Geruchsidentifikation (indirekter Weg): Von der Riechschleimhaut zum Bulbus olfactorius über die Stria lateralis zur Area präpiriformis (primäre Riechrinde) und Weiterverschaltung zum Thalamus und Orbitofrontalen Cortex.