Der „Maggi-Fall“:
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Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kurs „Meister des Raumklimas“,
willkommen bei unserem zweiten Praxisfall, den wir den „Maggi-Fall“ nennen. Warum? Begleiten Sie uns durch diesen spannenden Fall.
Die handelnden Personen in dieser Geschichte sind:
- Roland Kern, Besitzer eines Doppel-Hauses
- Familie Sommer, Mieter des Objekts
- Susanne Krug für die Hausverwaltung
Also, lassen Sie uns wieder starten – viel Spaß bei unserem 2. Fall!
Herzliche Grüße
Karl-Heinz Weinisch/ Dr. Roland Falk



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1.1. Erfassung Problemstellung
Praxis-Tipp
Ich empfehle wie im Fall zuvor wichtige Infos zum Fall einzuholen und möglichst schnell zu reagieren und gleichzeitig nach der Kontaktaufnahme ein Angebot zu erstellen.
Meist werden die Termine von unerfahrenen Beratern zu günstig angeboten. Man sollte nicht vergessen, dass man den Fall professionell ablegen und betreuen muss, was mit Kosten bzgl. Zeitaufwand verbunden ist.
Des Weiteren hat man in Messgeräte und Ausbildungen investiert, die sich jetzt amortisieren müssen. Geruchsprüfungen und Sensormessungen kann man nur mit ausreichender Erfahrung erfolgreich durchführen – besonders bei einem sonderbaren „Maggigeruch“ lt. dem Mieter.
Für die Entwicklung einer Messstrategie sollte man die Verdachtsmomente lt. Story genauer anschauen.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Es wäre hilfreich sich themenbezogen die Literatursammlung anzuschauen, d.h. suchen Sie in unserem Lexikon, Medien, Literatur, Grundlagen nach
- Geruchsarten
- Feuchtemessungen
- Sensormessgeräte
- Geruchsprüfung
1.2. Befragung per Telefon/ Email
Praxis-Tipp
Da Zeit im Verzug war, wegen des Mieteinbehalts und wegen der Kosten einer Anmietung einer Zweitwohnung, war eine Quellensuche und Gefahreneinschätzung unverzüglich nötig.
Wir empfehlen generell Telefonate kurz zu halten und die E-Mail Kommunikation konsequent mit Auftragsformular (wie Einführungsfall) und Angebot durchzuführen.
Unser Sachverständigenbüro verlangt bei solchen Terminen 125,00 € /Std. und 1 €/km.
Für Berichte/Protokolle werden je nach Auftraggeber (vermögend oder nicht vermögend) 85,00-125,00 €/Std. in Rechnung gestellt.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
- Für die Terminvorbereitung könnte man sich nochmal die Filme „Messgeräte“ anschauen.
- Ein Auftragsformular als Protokollvordruck ausdrucken und mit Schreibhilfe mitnehmen.
- Persönliche Checkliste für Terminvorbereitung und Geräte- und Werkzeugaufstellung abhaken.
Liste könnte beinhalten: Taschenlampe, Foto/Handy (Akku voll?), Protokoll/Schreibunterlage/Stift, Prüfformulare (Geruchsprüfung, Sensormessungen), Alupapier für Materialproben, Visitenkarten, Atemschutz, Gläser f. Geruchsprobe, Sensormessgeräte, Ersatzbatterien, Ladegeräte, Werkzeug/Messer etc..
1.3. Befragung vor Ort
Praxis-Tipp
Bei der Ankunft vor Ort fiel bei der Ortserkundung gleich der See in nächster Nähe auf, der die Gefahr von erhöhtem Aufkommen von Oberflächenwasser birgt.
Nach der Begrüßung wurde mir erklärt, dass das Haus kein Untergeschoss hat. Zur Erstbegehung bietet sich immer die kurze Bestandsaufnahme an, mit der Befragung aller Beteiligten, der Erkundung des Bauzustandes in allen Stockwerken, der bekannten Bauhistorie und die sensortechnische Ermittlung des Raumklimas.
In diesem Fall liegt das besondere Augenmerk auf den Feuchtewerten und auf dem Geruchs- und Schadensprofil. Der Bauherr wünschte noch eine Ozonisierung, die wir ihm allerdings nur für die Endbehandlung nach der Sanierung empfohlen haben.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Es wäre hilfreich sich themenbezogen die Literatursammlung anzuschauen, d.h. suchen Sie nach
- Ozon
- Geruchsbekämpfung
- Geruchsnoten
- Geruchsintensität
in der Kursnavigation: Lexikon, Medien, Literatur, Grundlagen.

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2.1. Sichtprüfung
Praxis-Tipp
Wir raten den MdR bei solchen Terminen vorher ausgedruckte Prüf- und Fragebögen zu verwenden, da man mit der rot-gelb-grün Kennzeichnung auch sofort Argumente leichtverständlich vermitteln kann.
Diese Vorgehensweise zeigt Kompetenz und ist laienverständlicher.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Beim folgenden Termin sind alle Sinne gefragt!
Geruchsprüfungen sollten immer zuerst und begleitend bei Bestandsaufnahmen bzgl. allen Fragestellungen zu Schadstoffen oder Fehlgerüchen durchgeführt werden. Danach können sensorische Messgeräte eingesetzt werden, um den Anfangsverdacht zu beweisen.
Für rechtlich verwertbare Nachweise sind in der Regel dann Raumluftprobenahmen, Material- oder Hausstaubproben von akkreditierten Laboren zu untersuchen.
Bei Gerüchen sind grob die petrochemischen, bioorganischen, metallischen und die mineralischen anorganischen Quellen auseinanderzuhalten. Maggiähnliche Fermentierungsgerüche, wie sie in diesem Fall vorlagen, kommen in jüngster Zeit häufiger vor und entstehen dann, wenn pflanzliche Dämmstoffe bakteriell verkeimt sind und schon bei geringstem Feuchteaufkommen für biochemische Umwandlungsgerüche z.B. von organischem Dämmmaterial wie Holzfaser oder Flachs- oder Hanffaser sorgen.
Gerüche durch Verwesungen lagen in diesem Fall nicht vor. Sie gehören zu den bioorganischen Gerüchen und können im Baubereich durch verendete Tiere wie Mäuse verursacht werden.
Es wäre hilfreich sich themenbezogen die Literatursammlung anzuschauen, d.h. suchen Sie nach Vermentierung im Lexikon, Medien, Literatur, Grundlagen.
2.2. Geruchsprüfung
Praxis-Tipp
In Wohnungen weist ein ständig wiederkehrender Geruch, ohne Einsatz von Kochgewürzen, auf ein verstecktes Feuchte- und Schimmelproblem hin.
Am Ehesten sind es dann Schwämme und Pilze die solch einen bittersauren dumpfen Geruch erzeugen. Meist bildet er sich in biologischem Material im Boden-, Wand- oder Deckenaufbau, wenn sich Feuchte dazugesellt.
Schimmelpilze haben einen eher beißend stechenden Geruch und Bakterienbelastungen eine meist muffige schwefelartige Note.
Da die Wahrnehmungsschwelle bei den verschiedenen biologischen Zersetzungsprozessen oder Fermentierungen sehr unterschiedlich sind, kann ein weniger gefährlicher Geruch nach Gewürzen („Maggi bzw. Sauerkrautgeruch“) jedoch sehr auffällig und riechbar sein und ein wesentlich gefährlicher Befall mit gesundheitsbelastenden und gasförmigen Schimmelpilztoxinen ist in dem Geruchsgemisch nicht so stark geruchsauffällig, da er womöglich geruchsüberlagert wird vom Maggigeruch.
Eine Ursachen- und Quellensuche ist daher unumgänglich!
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Wir empfehlen Ihnen diesen Film über „Schimmelsymptome“:
Empfohlene Dokumentvorlagen:
Bitte anschauen:
Bitte anschauen:
Probeweise ausfüllen:
2.3. Orientierende Messung(en)
Praxis-Tipp
Auch wenn kein Verdacht durch Feuchte-Raumluftmessungen vorliegt sollten bei solchen Anfragen immer die Wände ebenfalls materialbezogen auf Feuchte geprüft werden.
Selbst wenn keine feuchteverdächtigen Verfärbungen, Abplatzungen oder Abkreidungen/Entsalzungen festgestellt werden, kann kapillar aufsteigende Feuchte vorliegen, die ein Indiz dafür sein können, dass es unterhalb des Estrichaufbaus zu Zersetzungsprozessen mit schädlichen Emissionen durch Mikroorganismen kommen kann, die in der Folge auch gesundheitsschädlich sein können.
Dieser Fall zeigt, dass es nicht immer schimmelartige Gerüche sein müssen, die zu Reklamationen führen. Weitere Messungen und Indizienuntersuchungen sind manchmal zu unterlassen, da die Schadensversicherer oftmals intervenieren und ihre eigenen Sachverständige oder Sanierer beauftragen wollen. Dies stellt für MdR ein qualitatives Problem dar. Vor allem dann, wenn vom MdR erkannt wird, dass eine preisgünstigere Sanierungsvariante der Schadensversicherer, nicht zum gewünschten Erfolg führen kann.
In solchen Fällen wird unser Sachverständigenbüro oftmals vom Geschädigten mit ergänzenden Sanierungsleistungen oder Kontrollmessungen auf dessen Kosten zusätzlich beauftragt.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Bitte schauen Sie sich die Filme zu den Messgeräten an.

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3.1. Ergebnis-Aufbereitung
Praxis-Tipp
Rechtlich gesehen muss der Schadenssanierer unverzüglich reagieren, wegen Gefahr im Verzug.
Bis zu ca. 1.500 € werden von Versicherungen an den Versicherten (unser AG) für kurzfristige Sachverständigenleistungen in der Regel freigegeben für eigenständig beauftragte Messungen oder Sanierungsleistungen.
Wenn die Kosten diesen Betrag übersteigen könnten, sollte der Versicherte sicherheitshalber und falls noch möglich auf weitere eigene Beauftragungen verzichten, es sei denn, der Schadensversicherer genehmigt diesen Aufwand schriftlich.
Daher empfahlen wir in diesem Fall unserem AG, erst die Sanierungsfirma abzuwarten und unseren Aufwand zu minimieren. So kam es dazu, dass wir nicht invasiv gemessen haben.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
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Bitte lesen Sie dieses Dokument aufmerksam durch:
3.2. Protokoll verfassen
Praxis-Tipp
In diesem Fall sind möglichst alle Gerüche im abgeschlossenen (Estrich) Bauteil sicher zu bekämpfen.
Hierzu dienen unsere alt bekannten und bewährten Mittel keimzerstörendes Wasserstoffperoxid 11,9 % und konservierendes Weißkalkhydrat eine geruchsbeseitigende Rolle.
Gleichzeitig werden auf diesem nachhaltigen Wege dauerhaft Pilze deaktiviert, ohne einen neuen Geruchs- oder Schadstoffeintrag ins Gebäude.
Zudem werden beim vorsichtigen Einbringen der Flüssigkeit oder des Pulvers die Verarbeiter nicht durch Schadstoffdämpfe belastet.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
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4.1. Sanierungsvorschläge ausarbeiten
Praxis-Tipp
Da nicht ein uns bekannter Handwerker diese Sanierungsarbeiten durchführte, wurden von uns die Sicherheitsdatenblätter und TMs weitergeleitet.
In solchen Fällen haben wir jedoch immer Bedenken. Warum?
Eine Sanierung kann erfahrungsgemäß erfolgreicher durchgeführt werden, wenn uns der Handwerker bekannt ist bzw. wenn er schon an Schulungen teilgenommen hat, oder wenn er in der Vergangenheit als Partnerfirma bei unseren Sanierungsfällen mitgewirkt hat.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
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4.2. Empfehlungsschreiben
Praxis-Tipp
Da ein zum Streit geführter Fehlgeruch sich quasi im Gehirn negativ verankert, bzw. wie auf einer Festplatte, unauslöschlich abgespeichert werden kann, sollte er in einem Gebäude nach einer Sanierung restlos ausgelöscht werden.
Hierzu ist wie bei einem Verkauf eines Autos, das von einem Raucher gefahren wurde, die. Ozonisierung eines Gebäudes ebenso möglich, jedoch nicht dann, wenn der Geruch nachströmen könnte.
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Ozon: Hohe Ozonkonzentrationen, wie sie in den Sommermonaten häufig im Radio gemeldet werden, können erheblichen Einfluss auf die Gesundheit nehmen.
In Innenräumen wird Ozon durch Kopiergeräte, Laserdrucker oder Heizstrahler erzeugt. Ozon dringt tief in die Atemwege ein und reizt Augen und Schleimhäute. Es kann Kopfschmerzen hervorrufen und das Immunsystem schwächen, so dass der Körper anfälliger gegenüber Krankheitserregern wird.
Leider ist solch ein erzeugtes Ozongemisch noch mit anderen Innenraumschadstoffen oder Weichmachern/Kunststoff verbunden und daher noch gesundheitsproblematischer als das reine Ozon eines Ozongerätes. Reine Ozonkonzentrationen treten bei Geruchssanierungen mit Ozon-Generatoren zeitlich sehr kurz auf. Deshalb ist eine Messung nach einem Ozoneinsatz und Querlüftung wichtig.
Das Ergebnis ist sofort ablesbar und die Räume können nach ausreichender Reduzierung wieder freigegeben werden.
Wir empfehlen Räume ab < 80 μg/m3 Ozon freizugeben.
Keine Gefahr für die Gesundheit besteht laut EU-Richtlinie durch Ozon unter einem Gehalt von < 110 µg/m3
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