Lektion Fortschritt:

Der „Behaglich-Fall“:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kurs „Meister des Raumklimas“,
Ein den Bedürfnissen des Menschen entsprechendes Innenraumklima führt zu einer nachhaltig positiven Wirkung auf Gesundheit, Leistung, Zufriedenheit und Wohlbefinden. Welche innenraumbedingten Störfaktoren können sogar Gesundheitsstörungen beim Raumnutzer auslösen?

Nicht nur die zu warmen oder zu kalten Klimabedingungen können zu Missempfindungen führen, sondern auch andere wissenschaftlich fundierte Störfaktoren wie Schadstoffe, Kunstlicht oder Hausstaub gilt es zu berücksichtigen, zu regulieren oder ganz abzustellen. Auswirkungen auf die Gesundheit wegen inakzeptabler Brand-, Schimmel- oder Baustoffgerüche sind erwiesen. Welche Unterscheidung besteht zwischen Wirk-, Schad- und Gefahrstoffen und wie beeinflussen sie unsere Gesundheit und ab welchen Mengen?

Es wird nach biologischen (z.B. Schimmel, Milben), chemischen (z.B. Formaldehyd, CO2) und physikalische Störfaktoren (z.B. Elektrostatik) unterschieden, die die Wohngesundheit beeinflussen können. Pflege- und Reinigungsmittel können zusätzlich das Raumklima negativ beeinflussen. Ein angepasstes Lüftungs- und Hygieneverhalten ist gerade bei Um- oder Neubauten intensiv zu beraten.

Ein subjektives Behaglichkeitsprofil mit Fragebogen ist neben der Messmethodik ebenso aufschlussreich um negative Störfaktoren in Innenräumen ausfindig zu machen.

Einleitung:
Mit der neuen „Behaglichkeitsnorm“ DIN EN 15251 steht ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem sich Behaglichkeit umfassend bewerten lässt. Sie liefert Kriterien für den thermischen, akustischen und visuellen Komfort und die Luftqualität. Außerdem fließt die Erwartungshaltung der Nutzer ein und Gebäude mit maschineller Kühlung werden anders bewertet als ohne. Wird damit ein besseres Klima zur Pflicht? Wie sieht dieses „verbesserte Raumklima“ aus? Lässt sich das Raumklima im Einklang mit dem nachhaltigen und Energie sparenden Bauen realisieren?

Die wohnklimatischen Bedingungen in Innenräumen, Schulen und Arbeitsstätten werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich empfunden. Das Wohlbehagen in Räumen ist wesentlich von Faktoren wie Geruch, Licht, Lufttemperatur, Temperatur der Oberflächen wie zum Beispiel der Wände, relativer Luftfeuchtigkeit, Luftzug und Frischluftwechselrate aber auch Farben und Haptik der Oberflächen abhängig. Schon wegen nur einem mangelhaften Kriterium kann es sein, dass Menschen sich in einem Raum nicht wohlfühlen. Darüber hinaus spielen die individuelle Kleidung und die körperliche Aktivität im Raum eine Rolle.

Protagonisten des Falls:

  • AG – Auftraggeber, Holzwerkstoffhersteller (Verwaltungsgebäude in Österreich)
  • Ang – Angestellte des AG
  • GU (Planer, Generalunternehmer schlüsselfertiger Holzbau)
  • TUM (Sachverständige für Bauphysik, Forscher der Technischen Universität München)
  • IQUH (Messtechniker für Raumklima- und Raumluftmessungen)

Fragestellung Feldforschung TUM/IQUH:

  • Bauphysikalisches Verhalten in der Praxis (Theorie, Norm <> tatsächliches Verhalten in der Praxis)
  • Einfluss Raumluftgüte und Behaglichkeit (VOC etc.)
  • Wohngesundheit

Fragestellung IQUH:

  • Welche Raumluft(klima)konzentrationen von flüchtigen Verbindungen (VOCs, TVOC) können in der Raumluft von verschiedenen Büroräumen gemessen werden?

Herzliche Grüße und einen spannenden Fall „Wohnbehaglichkeit – Studie in Büroräumen“ wünschen
Karl-Heinz Weinisch/ Dr. Roland Falk

1.1. Erfassung Problemstellung

Die Story

Eine Raumklimastudie fand 2018/2019 unter Mitwirkung der Technischen Universität München, des IQUH und der Bauherrschaft in einem neu erstellten Verwaltungsgebäude statt.

Das Ziel der Forschung an konkreten Arbeitsplätzen. war einerseits die Befragung zur Behaglichkeit der Büroangestellten mit einem speziellen Fragebogen in den neuen Büros mit unterschiedlichen Holzbauteilen (Fichte, Tanne, Kiefer, Zirbe). Die Haustechnik und die Möbel waren in allen Büros gleich. Zu untersuchen waren die VOC Raumluftwerte und die sensortechnisch überwachten Raumklimaparameter zur Kontrolle und zur vergleichenden Dokumentation der Empfindungen der Angestellten.

Es werden mit Sensor Raumklima-Messgeräten Vergleichsmessungen in allen Räumen durchgeführt. Zudem sollen VOC Raumluftmessungen mit Hilfe eines normgerechten Prüfverfahrens durchgeführt werden, um Schadstoffemissionen als weitere Störfaktoren zu überprüfen.

Fragestellung:

  • Wie reagieren die Angestellten auf unterschiedliche Temperatur- oder Raumluftfeuchtewerte laut dem auszufüllenden Behaglichkeitsfragebogen im Jahresverlauf, also in den unterschiedlichen Außenklimabedingungen?
  • Wie unterschiedlich bewerten die Mitarbeiter die Ausdünstungen der Tannen-, Fichten-, Zirben- oder Kiefernholzzimmer?
  • Werden Schadstoffrichtwerte z.B. durch Möbel überschritten und wie wirken sie sich dann auf die Befindlichkeit der Mitarbeiter aus.

Praxis-Tipp

„Dem Raumklima an Arbeitsplätzen und Schulen/Kitas gilt aktuell ein besonderes Interesse und das nicht nur, weil wegen der Corona Regelungen vermehrt auf Lüften geachtet werden muss. Weithin bekannt war schon vor der Coronakrise das CO2 Problem in Schulen und Büroräumen und die viel zu trockene Atemluft, die für unnötige Erkältungskrankheiten und wegen Schleimhautaustrocknungen für einen mangelhaften Schutz gegenüber Raumluftschadstoffen verantwortlich ist.

Die Technische Universität München und die Mitarbeiter des IQUH beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit der Messtechnik und Optimierung der Raumklimafaktoren und Raumluftqualität. Wichtig ist, dass kein Raumklimafaktor außer acht gelassen wird, um menschengerechte Raumverhältnisse herzustellen.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

BMW-Group – Das grüne Büro der Zukunft?

Ermittlung und Beurteilung chemischer Verunreinigungen der Luft von Innenraum-Arbeitsplätzen

BAuA – Handbuch der thermischen Behaglichkeit – sommerlicher Kühlbetrieb

„W-Fragen“

Fragen:

  • Wie lautet die europäische Behaglichkeitsnorm und welche Raumklimafaktoren deckt sie ab?
  • Welche Texte, Normen, Richtlinien gibt es zum Raumklima und zur Behaglichkeit in Büros und Schulgebäuden?

1.2. Befragung per Telefon/ Email

Die Story

Vorgespräche (Fon, E-Mail Kontakte) mit den Teilnehmern der Studie führten zur Klärung folgender Fragestellungen:

  • Es fanden zudem Treffen mit den Beteiligten der Studie statt, um möglichst alle Wohlfühlparameter in der Studie zu erfassen. Es ging im Projekt schon bei der Planung um wichtige Bau- und Haustechnikdetails, die für möglichst behagliche Büroräume verantwortlich sind.
  • Ein Humanmediziner der Uni Graz war ebenfalls bei den Besprechungen anwesend, um die medizinischen Gewichtungen von unterschiedlichen Luft- und Klimaqualitäten zu erläutern. Nach Festlegung der Materialauswahl und haustechnischen Anlagen wurden die Sensoren für die Raumklimamessungen und der Umfang der Raumluftmessungen festgelegt.
  • Die TUM stellt ihre Messsonden für die bauphysikalischen Langzeitmessungen vor. Die Forscher erklären die Durchführung der Nutzerbefragung. Möglichst umfassende Fragestellungen sollen die Empfindungen während der Arbeit mit Hilfe der von der TUM entwickelten Behaglichkeits-Fragebögen widerspiegeln.
  • Das IQUH stellt die Messbedingungen während der Studie vor. Im Labor Aurachtal werden die Prüfröhrchen analysiert. Danach werden die Werte verglichen und ausgewertet, wobei die Ergebnisse hinsichtlich der Plausibilität geprüft werden sollen. Wichtig für die Studie ist die Feststellung von Einflussnahmen der Raumklimaparameter auf die Raumluftergebnisse und ob ein Zusammenhang von den Messwerten mit dem Behaglichkeitsprofil der Mitarbeiter in den jeweiligen Räumen festgestellt werden kann.

Das Bürogebäude mit 4 Stockwerken:

  • Massivholz BSP (Brettsperrholz)
  • Zentrale Lüftungsanlage
  • Holzmassivböden in Eiche
  • Holzfenster und Holztüren
  • Konventionelle Büromöbel
  • Ausstattung mit Klima-, Materialfeuchte- u. Materialtemperatursensoren

Praxis-Tipp

„Ein gutes Arbeitsklima definiert sich durch unterschiedliche Einflussbereiche. Wie können sich MdR in diese Diskussion um Arbeitsplatzbewertungen in der Verwaltung oder in Bildungseinrichtungen einschalten?

Den Bauwilligen und Arbeitgebern muss klar werden, das berufliche Zufriedenheit nicht nur vom guten Lohn, der Anerkennung und den zwischenmenschlichen Interaktionen abhängt.

Auch die PC- und Sitzmöbelausstattung, das angenehme künstliche Licht oder eine klimaausgleichende Lüftungs- und Kühlanlagentechnik sind wichtig, aber möglichst geruchsarme bzw. geruchsreduzierende Baustoffe und Möbel sind ebenfalls zu berücksichtigen.

Diese grundsätzlichen Beratungsinhalte garantieren den Arbeitgebern eine höhere Leistungsfähigkeit, rückgängige Krankmeldezahlen und eine höhere Arbeitsplatzattraktivität. Den Bauunternehmen sichern hochwertigere Raumausstattungen auch interessantere und lukrativere Aufträge.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Der Mensch in Räumen – Risiko oder Behaglichkeit?

Auslegungskriterien für thermische Behaglichkeit

Physikalisch begründete Behaglichkeit

„W-Fragen“

  • Welche Schadstoffe/VOC reichern sich in Büros an und wie werden sie gemessen?
  • Wie lassen sich Behaglichkeitswerte, Raumklimarichtwerte, Raumluftrichtwerte, Raumluftgrenzwerte rechtlich unterscheiden?
  • Wie lauten die VOC und CO2 Richtwerte und gelten andere in Wohnräumen als in Büros?
  • Wo kann ich die Klimarichtwerte für Arbeitsplätze/nicht Produktionsstätten nachschlagen und in welcher Norm/Richtlinie sind sie geregelt (DIN, BG, DGUV)?
  • Wo kann man Infos über empfohlene Raumklimarichtwerte für Büros nachlesen?
  • Wo kann ich Behaglichkeitsfaktoren und die Raumluft/Raumklima-Empfehlungen für Bildungseinrichtungen und Schulen nachlesen?
  • Warum wäre es für Arbeitgeber interessant gute Raumklima- und Behaglichkeitsbewertungen für Büroräume zu erhalten?

1.3. Befragung vor Ort

Die Story

Es fanden 2 Besprechungstermine im Neubaugebäude und 2 Messtermine statt.

  • Die Forscher der Universität München installierten die bauphysikalischen Feuchte- und Temperatursensoren in unterschiedlichen Tiefen der Massivholz-Außenwände (Brettsperrholz).
  • Zudem führten sie Thermografie-Prüfungen durch.
  • Der Messtechniker für Raumklima- und Raumluftanalysen bereitete die zu prüfenden Räume einheitlich und akribisch vor, erstellte die Protokollnachweise und führte nach strengen Vorgaben die Messungen durch.

Praxis-Tipp

„MdR können mit Sensor-Datenlogger die Klimaüberwachung in Schulen oder in Büros anbieten bzw. mit der Datenauswertung eine wertvolle Unterstützung für Gebäudebetreiber und Raumnutzer sein.

Vergleichende Messungen zeigen, dass Oberflächenmaterialien die Raumklimawerte nachhaltig beeinflussen, daher kann die Oberflächenqualität auch die Atemluftqualität verbessern.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Kommentierte Gestaltungshinweise zur Büroarbeit

„W-Fragen“

Fragen:

  • Warum sind strenge Regeln für die Messraumvorbereitung einzuhalten?
  • Welchen Einfluss haben hohe Temperatur- und Feuchtewerte in Innenräumen auf die Raumluftwerte?
  • Welche Raumklimasensorwerte können mit einem Air-Q Datenlogger per Download und mit einer Ergebniskurve abgerufen werden

2.1. Sichtprüfung

Die Story

Bei der Sichtprüfung vor einer VOC Raumluftmessung müssen bestimmte messwertverfälschende Raum- oder Raumklimabedingungen ausgeschlossen werden. Auch Extremgerüche stellen keine Standardbedingung für eine Raumluftmessung dar.

Beschattungen müssen rechtzeitig bei möglicher Sonneneinstrahlung die Aufheizung des Gebäudes verhindern.

Temperatureinstellung ist bei Raumluftmessungen zwischen 19-25 °C.

Zu trockene oder zu feuchte Luft würde keine Standardprüfbestimmung darstellen und eine Raumluftprüfung kann beispielsweise bei extrem hohen Feuchtewerten oder auffälligen Geruchsstörungen abgebrochen werden.

Praxis-Tipp

„Gerade in den hochmodernen luftdichten Gebäuden ist es wichtig alle Einflussparameter für die Wohnbehaglichkeit im Auge zu behalten.

Außenluftbedingungen (Straßenverkehr, Industrie, Landwirtschaft) gilt es genauso zu betrachten wie Stockwerksbegehungen vom Keller bis zum Dachgeschoss und die Überprüfung der Haustechnik wie Lüftung und Beschattung und ob sie auch unter extremen Nutzer- oder Klimabedingungen noch richtig gesteuert wird.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte schauen Sie sich die nachfolgende Literatur über Beschattung an:

Hitzeschutz im Sommer

Hitzeschutz am Arbeitsplatz

„W-Fragen“

Fragen:

  • Welche Parameter bei einer Sichtprüfung führen zu einer nicht standardgemäßen Raumluftmessung?
  • Wie können wir zukünftig im Winter zu trockene Raumluft < 30 % r.Lf. verhindern?
    Zählen Sie unterschiedliche Lösungsansätze für den Privat- und den Schul- und Bürobereich auf.
  • Welche gesundheitlichen Folgen sind bei trockener Innenraumluft und folglich Schleimhautaustrocknung zu erwarten?

2.2. Geruchsprüfung

Die Story

Gleichzeitig zur Sichtprüfung wurde eine orientierende Geruchsprüfung durchgeführt, wobei bei beiden Ortsterminen keine außergewöhnlichen Geruchsauffälligkeiten wegen kürzlich vorgenommenen Bau- oder Reinigungsarbeiten vorlagen.

Für alle 4 Büroräume konnte jedoch vom Messtechniker ein holzspezifischer Geruch festgestellt werden, welcher für die jeweilige Holzart typisch ist:

  • Tanne-Büro = gering auffällig, nicht harzig und terpenig sondern angenehm und leicht holzig/aldehydig, säureartig.
  • Fichte-Büro = gering geruchsauffällig, leicht harzig und wenig terpenig, aldehydig.
  • Kiefer-Büro = geruchsauffällig, harzig und terpenig und aldehydig.
  • Zirbe-Büro = sehr geruchsauffällig, süßlich harzig und blumig terpenig.

Praxis-Tipp

„Für eine Bewertung der Raumluft sind diese VOC Reduzierungen enorm wichtig.

Ein weiterer wichtiger Faktor für ein gutes Raumklima ist die Feuchteausgleichswirkung der Oberflächen. Diese hängt davon ab, ob durch die innere Materialstruktur die Feuchtigkeit gut aufgenommen aber auch genauso gut wieder abgegeben werden kann.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte schauen Sie sich nachfolgendes Dokument genauer an:

Geruchsprüfung/ Geruchsleitwerte

„W-Fragen“

Fragen:

  • Warum riechen Holzgebäude anders als gemauerte Gebäude?
  • Wie kommt es, dass auch natürliche Holzemissionen durch mangelnde Frischluftoxidation geruchlich unangenehm auffallen können, und wie kann man sie einfach vermeiden?
  • Welche Baumaterialien können diesen „abgestandenen und unerwünschten Holzgeruch“ (leicht muffig riechend vergleichbar mit Essensgeruch) vorsorglich abbauen helfen?

2.3. Orientierende Messung(en)

Die Story

Orientierende Raumklima-Messungen wurden wie bei allen VOC Raumluftmessungen durchgeführt.

Im Rahmen dieser Feldforschung wurde die IQUH GmbH zur Raumklima- und Raumluftmessung mit der Messung von mehreren Büroräumen beauftragt.
Dieser Bericht behandelt den Raum 112-Zirbe, 113-Fichte und 212-Kiefer. Es gab 2 Messtermine. Die Messräume wurden vom AG vor der Messung verschlossen. Nach ca. 8h Verschlusszeit wurde in dem Raum eine nutzungsgerechte Raumluftmessung gem. Normenreihe DIN EN ISO 16000 mit laufender RLT-Anlage durchgeführt.

Nach den Messungen wurde in jedem Raum eine Luftgeschwindigkeitsmessung an den Lüftungsausgängen gemessen. Diese ergaben in allen Räumen im Mittel ca. 3m/s.

Es werden mit Sensor Prüfgeräten CO2, Luftfeuchte, Lufttemperatur, Luftdruck, VOC, Partikel, Formaldehyd die Raumluftgegebenheiten vorab geprüft, um Abnormitäten auszuschließen. Alle Messbereiche sollten im Mittelmaß vorliegen, damit davon ausgegangen werden kann, dass normgerechte Klima- und Messbedingungen vorliegen und damit die rechtssichere und gutachterliche Raumluftmessung starten kann.

Nach Bezug der Büros durch die Mitarbeiter wurden Fragebögen zur Behaglichkeit ausgeteilt, um das subjektiv empfundene Wohlgefühl statistisch zu ermitteln und damit einen möglichen Zusammenhang mit Raumklima (Sensorüberwachung)- und Raumluftwerten (VOC) feststellen zu können.

Praxis-Tipp

„Alle Nadelhölzer für Holzgebäude sind geruchlich auffällig und MdR können Gegenmaßnahmen empfehlen.

Der Einsatz von Lüftungsempfehlungen, RLT-Anlagen oder geruchsbindenden. Beschichtungen wird zukünftig immer wichtiger, weil wir uns zwangsläufig immer mehr in Innenräumen aufhalten.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Lernempfehlung zur Messtechnik:

„W-Fragen“

Fragen:

  • Wann und warum sind orientierende Raumklima-Messungen (Schätzwerte) sinnvoll?
  • Welche Klimasensorgeräte kennen wir und wie kann man Langzeitmessungen für die Bauberatungen einsetzen?

3.1. Ergebnis-Aufbereitung

Die Story

Es gibt nun 3 Innenraumprüfbereiche der Studie:

  1. Behaglichkeitsprofil der Büroangestellten
  2. Raumklimadaten
  3. Raumluftwerte

Praxis-Tipp

„Mit dem Behaglichkeitsprofil findet man heraus, ob ein Unwohlsein am Arbeitsplatz bei den Mitarbeitern von einer sozialen Ungerechtigkeit, von der Arbeitsplatzposition/-gestaltung oder einem Raumklimafaktor kommen könnte.

Die Raumklimadaten führen zur Erkenntnis, ob eine Befindlichkeitsstörung von der Haustechnik oder der Zugluft oder den Lichtverhältnissen kommen könnte.

Die Raumluftdaten zeigen auf, ob die Baustoffe oder Raumausstattungen unzulässige Emissionen und Gerüche abgeben.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

VOC Messergebnis Zirbe-Ficht-Kiefer mit Lüftung inkl. Emissionsquellen:

VOC Messergebnis Kiefer mit und ohne Lüftung:

Behaglichkeitsfragen – Ergebnis:

Vorlage zum Herunterladen:

Hier finden Sie – als Word-Dokument – einen Fragebogen der TUM zur Behaglichkeitsempfindung von Nutzern von Bürogebäuden:

Zum Downloaden bitte hier klicken: Fragebogen – Nutzer von Bürogebäuden

Sowohl für MdR aber auch für Messtechniker für Raumluftanalysen sind Protokolle zu den Eingangsprüfungen (Sicht-, Geruchs-, Klimadaten) wichtig, da sie als Indizien oder Beweise für ein Unwohlsein der Raumnutzer wichtige Informationsquellen sein können. Für Raumluftmessungen sind solche Protokolle generell Pflicht, um ein Messergebnis richtig interpretieren zu können, da bei außergewöhnlichen Wetterlagen, Raumklimaextremen oder Fehlgerüchen die Messergebnisse anders gewichtet werden müssen.

Im Ergebnis der Raumluftwerte kann man in der letzten Spalte schön rauslesen, wo die anfangs festgestellten Geruchsquellen zu vermuten sind oder welcher Baustoff, welches Möbelstück oder welcher Reiniger für die hohen VOC Messwerte verantwortlich sein könnte.

„W-Fragen“

Fragen

  • Warum ist diese Aufgliederung der Innenraumprüfbereiche sinnvoll?
  • Weshalb ist die Aufteilung jedoch noch nicht vollständig und welche Prüf- bzw. Messbereiche zur Raumklimabewertung gem. MdR fehlen noch?

3.2. Protokoll verfassen

Die Story

Das Ergebnis der Studie ist noch nicht abgeschlossen, da die Messwerte und Fragebögen über 5 Jahre erhoben werden sollen.

Das vorläufige Ergebnis kann folgendermaßen zusammengefasst werden. (siehe auch Bilddiagramme unten)

Dieser Bericht behandelt den Raum 112-Zirbe, 113-Fichte und 212-Kiefer:

  • Es wurden 2 Messtermine zusammengefasst.
  • Die Messräume wurden vom AG vor der Messung verschlossen. Nach ca. 8h Verschlusszeit wurde in jedem Raum eine nutzungsgerechte Raumluftmessung gem. DIN EN ISO 16000ff mit laufender RLT-Anlage durchgeführt.
  • Nach den Messungen wurde in jedem Raum eine Luftgeschwindigkeitsmessung an den Lüftungsausgängen gemessen.
  • Diese ergaben in allen Räumen im Mittel ca. 3m/s.

Beim Vergleich der Ergebnisse von RLM 1 am 16.02.19 und RLM 2 vom 25.04.19 fällt auf, dass in allen 3 Räumen die Glykolwerte erwartungsgemäß stark zurückgingen.

Die Aldehydwerte sind bekanntermaßen nach einigen Wochen schwach ansteigend, vermutlich durch den Anstieg mittel- bis niedersiedenden Verbindungen, wie dies vergleichsweise auch in Laboruntersuchungen nachgewiesen wurde. (et.al. Ohlmeyer, TI Hamburg).

Die Terpenwerte nahmen wegen einem jahreszeitbedingten Anstieg von Luft- und Materialfeuchte und Luft- und Materialtemperatur zu.

Der Summenwert TVOC nahm in allen Zimmern ab, jedoch fiel auf, dass im Fichte-Zimmer der höchste Rückgang zu verzeichnen war und im Kiefer-Zimmer der geringste, d.h. rein zahlenmäßig ein unwesentlicher Rückgang um nur ca. 40 μg/m3.

Tendenziell konnten in allen Stoffgruppen, außer den Terpenen und Aldehyden, eine deutliche Verringerung der Messwerte festgestellt werden.

Gemäß den Nachforschungen zu der RLT Anlage gab es Unregelmäßigkeiten bzgl. des Luftvolumenstroms der Lüftungsanlage. Diese Information wurde in diesem Bericht nicht berücksichtigt! Sollte sich der Luftvolumenstrom jedoch im Vergleich zur 1. Raumluftmessung (RLM1) geändert haben, so sind die Werte der RLM 1 mit den Werten der RLM 2 nicht eindeutig miteinander vergleichbar.

Praxis-Tipp

„Immer wieder müssen wir feststellen, dass die vom Fachplaner dimensionierten RLT-Anlagen nicht die berechneten Leistungszahlen am Schul- oder Arbeitsplatz erfüllen.

Die Steuerungs- und Regeltechnik wird hinsichtlich ihrer Alltagstauglichkeit auch von vielen Experten bemängelt.

Luftdicht gebaute Innenräume werden zukünftig ganz sicher neben einem Frischluftaustausch auch technische Vorrichtungen benötigen, die eine ausreichende Feuchteregulierung und eine Kühlung im Sommer bietet.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Sie finden Erklärungen zu den Messergebnissen in nachfolgendem Film/ Audiokommentar.
Darunter die Charts als Bilder, die Sie durch Anklicken vergrößern können.

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„W-Fragen“

Fragen

  • Warum macht es Sinn vergleichende Raumluftmessungen (VOC) nach Fertigstellung und danach zusätzlich mit Möbeln und möglicherweise ein weiteres Mal nach 6 monatiger Nutzung zu messen?
  • Wie kann man einzelne VOC Werte interpretieren hinsichtlich deren Entstehungsquellen (Richtwerttabelle UBA/AIR) und wo findet man die aktuelle Richtwerttabelle?
  • Was besagt der TVOC Wert? Wie werden die Einzelstoff RW l + ll eingestuft?
  • Welche VOC Richtwerte sollten in Kitas mindestens eingehalten werden? (Stichwort: Richtige Internetrecherchen!)

4.1. Sanierungsvorschläge ausarbeiten

Die Story

Unsere Empfehlungen

  • Wir empfehlen dringend, die Parkettpflege- und Reinigungsmittel auszutauschen. Bestimmte Inhaltsstoffe können bewirken, dass natürliche Holzemissionen ansteigen.
  • Wir empfehlen daher die nebelfeuchte Reinigung mit Wasser oder mit pflanzlichen Seifen und Pflegewachsen, die nahezu geruchsneutral und pH-neutral sind (z.B. https://www.livos.de/de/onlineshop/reinigung-pflege/ ).
  • Die Frischluftströme in der RLT-Anlage müssen dringend überprüft und dauerhaft mit CO2 Messgeräten kontrolliert werden, um eine Fehlsteuerung der Zu- und Abluftströme zu vermeiden.
  • Auch muss jedes einzelne Büro den gleichen Frischluftaustausch erhalten.
  • Das Treppenhaus besitzt am verglasten Dach keine Beschattung. Es wird dringend angeraten die Büroräume vor Überhitzung zu schützen und eine Vordachbeschattung zu installieren.
  • Zudem wird empfohlen eine Kühlung in die zentrale Lüftungsanlage zu installieren.
  • Für die Wintermonate muss auf eine ausreichende Befeuchtungsmöglichkeit der Raumluft geachtet werden.

Praxis-Tipp

„An diesem Fallbeispiel konnte aufgezeigt werden, dass auch bei sehr hochwertigen Gebäuden, wo schon bei der Planung auf eine ökologische, nachhaltige und wohngesundheitliche Optimierung geachtet wurde, trotzdem sehr viel bzgl. der Raumakzeptanz oder dem Wohlbefinden noch schief gehen kann.

Die RLT Anlagen sind aufwändig geplant, aber die Steuerung hat bis heute nicht zufriedenstellend funktioniert. Niemand dachte an die Beschattung im Treppenhaus, weil die Erfahrung oft fehlt, wie sich in einem optimal gedämmten Haus die Sonnenstrahlen als Wärmefalle darstellen und für sehr viel Unbehagen sorgen können.

In nahezu luftdicht gebauten Gebäuden können stark riechende Putz- und Reinigungsmittel zu einer unerwarteten und inakzeptablen Geruchsintensität beitragen.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte lesen Sie sich dieses pdf-Dokument aufmerksam durch:

Krank durch trockene Luft

„W-Fragen“

Fragen

  • Wie können Reinigungsmittel die Atemluft belasten?
  • Warum können Lösungsmittel in Reinigern auch Wand-, Boden- oder Möbeloberflächen angreifen und Schadstoffe herauslösen?
  • Wie kann es passieren, dass falsch eingestellte RLT Anlagen noch zu höheren Luftbelastungen führen, als wenn sie ausgeschaltet sind?
  • Wie schädigt trockene Raumluft Material und die Gesundheit?