Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kurs „Meister des Raumklimas“,
Um Ihnen die komplexe Materie dieses Themas vermitteln zu können, haben wir für Sie verschiedene Fallbeispiele zusammengestellt. Hierbei handelt es sich in der Regel um Fälle, die so – oder in leicht abgewandelter Form – in der Praxis tatsächlich vorgekommen sind – bzw. sein könnten.
Wir wollen Sie in diese Fälle „virtuell“ mitnehmen, d.h. Sie können unsere Experten begleiten und ihnen bei den jeweiligen Fällen über die Schulter schauen. Dabei lernen Sie spannende Fälle und Lösungen kennen, und nebenbei bekommen Sie auch noch viele Hinweise und Tipps zum Erwerb der zahlreichen Kompetenzen, die einen „Meister des Raumklimas“ auszeichnen.
Um Ihnen das Prinzip eines solchen Fallbeispiels verständlich zu machen, werden wir Ihnen dieses an einem sehr einfachen Fall vorstellen. Bei diesem Fall geht es um einen Streitfall zwischen Hausgemeinschaft, Besitzer einer Eigentumswohnung, Hausverwaltung. Der Grund: Es schimmelt an Außenwänden und am Fenster.
Also, lassen Sie uns starten – viel Spaß bei Ihrem „ersten Fall“!
Herzliche Grüße
Karl-Heinz Weinisch/ Dr. Roland Falk


Vorab: Der typische Aufbau unserer Fallstudien
Um für Sie die Fälle nachvollziehbar zu machen, folgen diese immer genau dem identischen Ablauf-Prozess. Diesen haben wir für Sie in einer Grafik aufbereitet, die Sie sich vorab einmal genauer anschauen sollten.
Jeder Fall ist in 4 Phasen unterteilt:
- Bestandsaufnahme
- Analyse
- Ergebnis
- Empfehlung
Und jetzt steigen wir in unseren ersten Praxisfall ein!

Quick-Link: Bestandsaufnahme | Analyse | Ergebnis | Empfehlung
1.1. Erfassung Problemstellung
Praxis-Tipp
“Unsere Auftraggeber erwarten, wenn sie sich mit einem Problem an uns wenden, von uns immer eine schnelle Reaktion, entweder telefonisch oder wenn möglich sogar persönlich vor Ort.
Auch in diesem Fall haben wir auf die Anfrage unmittelbar reagiert und sofort telefonischen Kontakt aufgenommen.
Zudem sollten schnell alle wichtigen Daten wie Angebot, Schadensbilder, Rechnungs- und Objektanschrift, vorhandene Plan- oder Gutachtendokumente per E-Mail ausgetauscht werden.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Hier in diesem ersten Fall sehen sie in nebenstehender Box die
typischen „W-Fragen“.
Diese beginnen mit den Worten „was“, „wie“, „welche“, „warum“, „wo“… u.v.m.
Diesen Fragen werden an unserem Lern-Praxisfall nachgehen.
1.2. Befragung per Telefon/ Email
Praxis-Tipp
“Um eine Beauftragung zu bekommen, ist es wichtig, eine effektive Klimaberatung anbieten zu können.
Für die Auftraggeber ist es in aller Regel wichtig, dass es zu einer Schlichtung kommt und eine weitere Eskalation vermieden werden kann. D.h. wir als Meister des Raumklimas sollten unsere Rolle darin sehen, zu deeskalieren und Lösungen zu finden.
Viele der Aufträge können alleine mit Erfahrung, Sinneswahrnehmung, Fotodarstellung und Sensormessung ohne größeren Aufwand erledigt werden.”
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Von Anfang an sollten Sie alle Informationen, die den Fall betreffen, möglichst sorgfältig dokumentieren.
Wir haben für Sie dazu verschiedene Dokumente vorbereitet, die Sie für jeden unserer Praxis-Fälle nutzen können.
Sie können diese herunterladen und direkt während der Fallbearbeitung parallel ausfüllen. So erlernen Sie bereits während der Praxisfälle den Umgang mit den Messprotokollen bzw. den Dokumentvorlagen.
Ein Beispiel:
Das „MP09 – Termin kurz“ zur zur einfachen Erfassung per PDF Dokument am PC/Tablet etc. oder mit handschriftlichen Einträgen.
Download der Datei: “MP09” Termin-kurz
1.3. Befragung vor Ort
Praxis-Tipp
„Vor Messungen oder Mutmaßungen und um vorschnelles Reden zu vermeiden, sollte immer erst das Protokoll beschrieben und vornehmlich erst einmal gefragt, geschaut, gerochen und vor allem außen und innen das Gebäude, Bauteilaufbauten und die Ausstattung, die Haustechnik etc. betrachtet und eingeschätzt werden. „
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Bitte achten Sie auf die in den Texten unterstrichenen Wörter – wie z.B.
- Raumtemperatur
- Luftfeuchte
- Materialfeuchte
- Kondensat
- Flugschimmel
Hierbei handelt es sich um Begriffe, die wir in unserer „Wissen-Sammlung für MdR“ angelegt haben.
Und so gehen Sie damit um:
Wenn Sie mit der Maus über diesen Begriff fahren, bekommen Sie ein kleines Vorschaufenster mit ersten Informationen zu diesem Begriff angezeigt.
Und durch einen Klick darauf gelangen Sie direkt in die Wissensdatenbank.
Übrigens: In der Kursnavigation finden Sie auch verschiedene Sammlungen:
- Kapitel 3: Lexikon- Begriffe-Sammlung
- Kapitel 4: Medien-Sammlung
- Kapitel 5: Literatur-Sammlung
Hier haben wir für Sie Rund um den MdR viele Informationen, Dateien und Links zusammengetragen.
Tipp: Schauen Sie doch einfach immer mal wieder rein.
Daneben empfehle ich Ihnen für diesen Fall auch noch folgende Literatur: (bitte zum Öffnen/ Downloaden anklicken)
Mehr Literatur finden Sie in unserem Kapitel 5 „Literatur“.

Quick-Link: Bestandsaufnahme | Analyse | Ergebnis | Empfehlung
2.1. Sichtprüfung
Praxis-Tipp
„Wir raten den Anfängern bei solchen Terminen vorher ausgedruckte Prüf- und Fragebögen zu verwenden, da man mit der rot-gelb-grün Kennzeichnung auch sofort Argumente leichtverständlich vermitteln kann.
Dadurch erzeugt man höhere Kompetenz und einen Anschein von Autorität. „
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Für die Sichtprüfung wäre folgendes Protokoll als ein Lernmodul geeignet:
Aus diesem sehr umfassenden Protokoll lässt sich erfassen, wie viele Dokumente oder Bauteile es zu berücksichtigen gilt, falls ein komplizierterer Fall zu lösen wäre.
Letztendlich kommt es immer auf die Fragestellung des Auftraggebers an und ob es um
- Lediglich um Risiko- oder Schadstoffe,
- oder aber um Gefahrstoffe,
- Umweltgifte,
- Gerüche,
- Feuchteschäden geht.
Arbeitsstätten werden anders bewertet als private Gebäude.
Kitas und Schulen werden strenger berücksichtigt und bewertet als Büroräume.
2.2. Geruchsprüfung
Praxis-Tipp
„Die Sicht- und Geruchsprüfung ist ein elementarer Bestandteil von Bestandsaufnahmen in Gebäuden.
Sie bietet die Indizieneinschätzung vor der Sensormessung mit orientierenden Sensor-Messgeräten (Luftfeuchte, Materialfeuchte, Lufttemperatur/Materialtemperatur, CO2, VOC, Formaldehyd, Partikel etc.).
Ohne eine weitreichende Sicht- und Geruchsprüfung ist eine erfolgreiche und kostensparende Quellensuche kaum möglich.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Sicht- und Geruchsprüfungen sind neben der beruflichen Erfahrung die wichtigsten Instrumente eines MdR.
Deshalb sollten fallbegleitend eigene Geruchsarchive erstellt werden.
Hier einige Literaturempfehlungen:
- Geruch Mietminderung
- Geruchsschulung_ und Aromaschulung
- … und siehe weitere in Literatur-Sammlung „Gerüche“
Weitere Film-Empfehlungen:
- Gesundes Raumklima: der beste Schutz gegen Schimmel und Zugluft
BAUEN UND WOHNEN – 1:59 - Schimmel entfernen – dauerhaft und gründlich
BAUEN UND WOHNEN – 0:22 - Raumklimasensoren Kombi Air Q
Folgende Messgeräte werden empfohlen:
- CO2-Luftqualitätsdatenlogger (Raumluft-/klima)
- Pyrometer oder Thermografie (Raumtemperaturen)
- Feuchtemessung – Dielektrisch (Oberflächenfeuchten)
- Air Q (sobald lieferbar)
2.3. Orientierende Messung(en)
Praxis-Tipp
„Durch die orientierenden Messungen (Sensormessungen) werden nach der Sicht- und Geruchsprüfung die „stillen“ Verdachtsmomente (nicht kommunizierten) zur Schadensursache die beweissichernden oder argumentativ wichtigen Indizien erfasst.
Nun kann offen über die Verdachtsmomente gesprochen werden und der Beweis kann im nächsten Schritt durchgeführt werden.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Sie könnten einmal versuchen, zu Hause das Raumklima mit Luftfeuchte, CO2 und Temperatur (innen und außen) zu ermitteln.
Und dann die Ergebnisse/ Werte in dem Messprofil (siehe Formular-Vorlage „Sensormessung„) einzutragen.
Zusätzlich könnten Sie mit dem (dieelektrischen) Kugelkopf-Messgerät die Wandoberflächen die Materialfeuchte messen.

Quick-Link: Bestandsaufnahme | Analyse | Ergebnis | Empfehlung
3.1. Ergebnis-Aufbereitung
Praxis-Tipp
„Vorsicht bei der Argumentation, dass es sich um ein Hygieneproblem handelt!
An dieser Stelle kann es schnell emotional werden und man muss vorsichtig und sachlich argumentieren.
Ein Anflugschimmel ist als wachstumsfähiger Spor eigentlich in jeder Wohnung vorhanden und kommt nur bei bestimmten Feuchteangeboten zum auskeimen und wachsen.
Leider kommt das in sehr vielen Wohnungen teils unerkannt hinter Möbeln vor und kann dann auch bei längeren Wachstumsphasen dann auch die Gesundheit beeinflussen.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Bitte lesen Sie dieses Skript über Verkeimung
(Finden Sie auch in der Literatur-Sammlung):
Verkeimungs- und VOC-Belastung in der Innenraumluft:
Mess- und Sanierungsstrategien – Erfahrungsbericht eines Gutachters
3.2. Protokoll verfassen
Praxis-Tipp
„Wenn möglich sollten die Protokolle schon vor Ort möglichst fertiggestellt werden, weil dann dem AG ersichtlich ist wie viel Zeit Sie benötigt haben.
Arbeitszeit im Büro ist meist schwer vermittelbar und ist daher schwieriger abzurechnen.
Zudem können auf einem Tablet die Bildaufnahmen mit Messgeräten und Messergebnissen vor Ort leichtverständlich beschriftet werden.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Bitte schauen Sie sich die Fall-Protokolle nochmals genau an und interpretieren Sie die eingetragenen Werte.
Folgende Protokolle sind für die Empfehlung zu berücksichtigen:

Quick-Link: Bestandsaufnahme | Analyse | Ergebnis | Empfehlung
4.1. Sanierungsvorschläge ausarbeiten
Praxis-Tipp
Durch das Einsprühen und problemlose Abwischen des Schimmelbelages wurde bewiesen, dass dieser Schimmelbefall ein Hygieneproblem und kein Bauschaden oder eine problematische Gesundheitsgefahr darstellt, der leicht beseitigt und kontrolliert werden kann. Ein Einwachsen des Schimmels fand nicht statt.
Bei Schimmelbefall auf Wänden und Fenstern empfehlen wir wie vor Ort gezeigt eine Desinfektion mit 11 %igem Wasserstoffperoxid. Vorsicht bei der Anwendung von ätzenden Lösungen-Arbeitsschutz!
Falls Außenwände neu gestrichen werden sollten, könnte man vorsorglich eher zu mineralischen Farben greifen, wie reine Kalk- oder Silikat Farben. Zusätzlich könnte man, falls ein Vollwärmeschutz nicht in Frage kommt, auch einen Kalkdämmputz mit ca. 5 mm (s. Anlage) oder Calciumsilikat-Wärmedämmplatten auf den Außenwänden innen aufbringen. Dies führt zudem zu Heizkosteneinsparungen. Durch die höhere Oberflächentemperatur mit Hilfe solcher Innendämmung können zudem noch effektiver Wärmebrücken, Kondensatfeuchteentstehung und folglich Schimmelbefall vermieden werden.
Zukünftig auftretenden Schimmelbelag mit H2O2 ca. 11 %ig abwaschen. Vermehrt und heizen und lüften bei überschüssiger Luftfeuchte, elektronischen Hygro- und Thermometer zur Kontrolle aufstellen.
Bauschadensbedingter Schimmelbefall konnte gemäß visueller Überprüfung und Indizienlage nicht festgestellt werden. Staubgetragene Schimmelsporen sind höchstwahrscheinlich die Ursache für zeitweisen Schimmelwachstum auf „feuchten“ Wandflächen und Fenstern. Wir empfehlen die Schimmelflecken mit Wasserstoffperoxid zu entfernen. Vorsorgliches Einsprühen der gefährdeten Stellen ist möglich.
Falls weitere Beweissicherungen zur Gesundheitsgefährdung durch mögliche Schimmelsporen gefordert werden, können zusätzlich noch rechtssichere und normengerechte Raumluftanalysen angeboten werden. (s. Glossar)
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Bitte schauen Sie sich nochmal intensiv dieses Dokument an (finden Sie auch in der Literatur-Sammlung):
4.2. Empfehlungsschreiben
Praxis-Tipp
„Alle Beteiligte konnten zufriedengestellt werden. Die Lösung des Problems war einfach, jedoch führen solche Konflikte zu jahrelangen unnötigen Auseinandersetzungen.
Die Aufgabe des MdR sollte zukünftig darin bestehen, naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Know-How allgemeinverständlich und problem- und konfliktlösend in der Beratung einzusetzen.
Unnötiger Rechtsstreit vor Gericht soll vermieden werden. Eine Kosten-Nutzen optimierte Untersuchung, Beratung und Sanierungslösung ist die zentrale Aufgabe.“
Karl-Heinz Weinisch
IQUH
Lern-Hinweise
Am Ende eines jeden Falls erhalten Sie von uns einen Test mit Verständnisfragen.
Beim ersten Test werden wir vor allem auf die 10 Raumklimaregeln eingehen.
Die Raumklimaregeln haben wir für Sie zur weiteren Vorbereitung unter Kapitel 1 „Grundlagen“ aufbereitet.