Lektion Fortschritt:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kurs „Meister des Raumklimas“,

Um Ihnen die komplexe Materie dieses Themas vermitteln zu können, haben wir für Sie verschiedene Fallbeispiele zusammengestellt. Hierbei handelt es sich in der Regel um Fälle, die so – oder in leicht abgewandelter Form – in der Praxis tatsächlich vorgekommen sind – bzw. sein könnten.

Wir wollen Sie in diese Fälle „virtuell“ mitnehmen, d.h. Sie können unsere Experten begleiten und ihnen bei den jeweiligen Fällen über die Schulter schauen. Dabei lernen Sie spannende Fälle und Lösungen kennen, und nebenbei bekommen Sie auch noch viele Hinweise und Tipps zum Erwerb der  zahlreichen Kompetenzen, die einen „Meister des Raumklimas“ auszeichnen.

Um Ihnen das Prinzip eines solchen Fallbeispiels verständlich zu machen, werden wir Ihnen dieses an einem sehr einfachen Fall vorstellen. Bei diesem Fall geht es um einen Streitfall zwischen Hausgemeinschaft, Besitzer einer Eigentumswohnung, Hausverwaltung. Der Grund: Es schimmelt an Außenwänden und am Fenster.

Also, lassen Sie uns starten – viel Spaß bei Ihrem „ersten Fall“!
Herzliche Grüße
Karl-Heinz Weinisch/ Dr. Roland Falk

Vorab: Der typische Aufbau unserer Fallstudien

Um für Sie die Fälle nachvollziehbar zu machen, folgen diese immer genau dem identischen Ablauf-Prozess. Diesen haben wir für Sie in einer Grafik aufbereitet, die Sie sich vorab einmal genauer anschauen sollten.

Jeder Fall ist in 4 Phasen unterteilt:

  • Bestandsaufnahme
  • Analyse
  • Ergebnis
  • Empfehlung

In der Phase der „Bestandsaufnahme“ lernen wir den Fall und den bzw. die jeweiligen Auftraggeber kennen.

Hier erfahren Sie, um welches Problem es sich handelt. In einem ersten fallbezogenen Austausch mit dem Auftraggeber, der in aller Regel über ein Telefongespräch oder einen Email-Verkehr stattfindet, erhalten wir die ersten Informationen.

Wenn es dann zum Auftrag kommt – bei unseren Praxisbeispielen ist das natürlich immer der Fall – beginnen wir mit einer ersten vor Ort Befragung – und Besichtigung des jeweiligen Objektes.

In der darauf folgenden Phase der „Analyse“ werden wir als „Meister des Raumklimas“ gefordert.

Zum Einsatz kommt unsere Erfahrung, unser guter Blick für Problemstellung und natürlich unsere gute Nase. Unterstützt werden wir, wenn immer nötig, von sensorischen Messgerten, über die wir eine orientierende Messung durchführen können.

Wann diese Messung Sinn macht, und welche Geräte zum Einsatz kommen sollten, erfahren Sie dann bei jedem Fall.

Nach Abschluss der Analysephase geht es in der Phase „Ergebnis“ darum, die erhaltenen und erhobenen Informationen in einem Gesamtergebnis für den Auftraggeber aufzubereiten.

Final wird dann ein Protokoll verfasst.

Idealerweise können Sie dem Auftraggeber dann auch Hinweise zur Beseitigung der Probleme bzw. Vorschläge für Sanierungsmaßnahmen unterbreiten. Darum kümmern wir uns in der Phase „Empfehlung“.

Sicher wird es immer wieder vorkommen, dass sich die Probleme mit den Methoden des „Meister des Raumklimas“ nicht lösen lasse. In diesen Fällen könnte die Erstellung eines Gutachtens ratsam sein. An dieser Stelle verlassen wir aber das Spektrum des „Meisters des Raumklimas“ und werden daher in unseren Fallbeispielen nicht mehr direkt darauf eingehen.

Und jetzt steigen wir in unseren ersten Praxisfall ein!

1.1. Erfassung Problemstellung

Die Story

Der Kontakt kommt durch eine Hausverwaltung in Person von Herrn Rainer Schramm zustande. Die Verwaltung ist u.a. auch für eine Eigentumswohnung in einem großen Mietshaus verantwortlich, in dem seit 2 Jahren der Mieter Sebastian Weiler wohnt.

Grund für die Anfrage ist, dass es immer im Fenster- und Außenwandbereich schimmelt und die genaue Ursache nicht feststeht.

Es droht ein Streit zwischen Hausverwaltung bzw. dem Wohnungseigentümer und dem Mieter.

Der Mieter der betreffenden Wohnung, Herr Weiler, klagt über Schimmel und bemängelt schlecht gedämmte Außenwände (Die Verantwortung dafür sieht er in der Eigentümergemeinschaft).

Die Hausverwaltung hingegen vermutet eher einen Nutzungsfehler des Mieters durch nicht korrektes Lüften (lüften und heizen, Hygiene etc. liegt im Verantwortungsbereich des Wohnungseigentümers).

Die Hausverwaltung kennt uns als neutrale und streitschlichtende Berater und deshalb beauftragt sie uns regelmäßig mit solchen Problemfällen.

Praxis-Tipp

“Unsere Auftraggeber erwarten, wenn sie sich mit einem Problem an uns wenden, von uns immer eine schnelle Reaktion, entweder telefonisch oder wenn möglich sogar persönlich vor Ort.

Auch in diesem Fall haben wir auf die Anfrage unmittelbar reagiert und sofort telefonischen Kontakt aufgenommen.

Zudem sollten schnell alle wichtigen Daten wie Angebot, Schadensbilder, Rechnungs- und Objektanschrift, vorhandene Plan- oder Gutachtendokumente per E-Mail ausgetauscht werden.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Hier in diesem ersten Fall sehen sie in nebenstehender Box die
typischen „W-Fragen“.

Diese beginnen mit den Worten „was“, „wie“, „welche“, „warum“, „wo“… u.v.m.

Diesen Fragen werden an unserem Lern-Praxisfall nachgehen.

„W-Fragen“

Fragen:

  • Wie kommen die Kunden zu uns?
  • Wie machen wir auf unsere Leistung aufmerksam?
  • Welche Themen sind für uns als Meister des Raumklimas überhaupt geeignet?
  • Was ist die Ursache für das vorhandene Problem?
  • Wer bzw. was trägt die Schuld daran?
  • Wie kommen wir schnell mit dem Auftraggeber in direkten Kontakt und wie können wir ihn davon überzeugen, dass wir deeskalierend, also schlichtend und lösungsorientiert vorgehen und daher für alle Beteiligte nützlich sind?
  • Was ist die Ursache für das vorhandene Problem?
  • Wer bzw. was trägt die Schuld daran?
  • Wie kommen wir schnell mit dem Auftraggeber in direkten Kontakt?

1.2. Befragung per Telefon/ Email

Die Story

Gleich am nächsten Tag hatten wir unser erstes Telefonat mit Herrn Schramm.

Dabei wurde deutlich, dass wir unbedingt einen zeitnahen Termin für eine erste gemeinsame Besichtigung der Verhältnisse vor Ort benötigen.

Herr Schramm bat uns um einen kurzfristigen Termin und ein Angebot für unsere Leistung, was wir auch prompt per E-Mail erledigten.

Bilder und mögliche elektronische Unterlagen zum Gebäude und Problemfall anfordern.

Praxis-Tipp

“Um eine Beauftragung zu bekommen, ist es wichtig, eine effektive Klimaberatung anbieten zu können.

Für die Auftraggeber ist es in aller Regel wichtig, dass es zu einer Schlichtung kommt und eine weitere Eskalation vermieden werden kann. D.h. wir als Meister des Raumklimas sollten unsere Rolle darin sehen, zu deeskalieren und Lösungen zu finden.

Viele der Aufträge können alleine mit Erfahrung, Sinneswahrnehmung, Fotodarstellung und Sensormessung ohne größeren Aufwand erledigt werden.”

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Von Anfang an sollten Sie alle Informationen, die den Fall betreffen, möglichst sorgfältig dokumentieren.

Wir haben für Sie dazu verschiedene Dokumente vorbereitet, die Sie für jeden unserer Praxis-Fälle nutzen können.

Sie können diese herunterladen und direkt während der Fallbearbeitung parallel ausfüllen. So erlernen Sie bereits während der Praxisfälle den Umgang mit den Messprotokollen bzw. den Dokumentvorlagen.

Ein Beispiel:
Das „MP09 – Termin kurz“ zur zur einfachen Erfassung per PDF Dokument am PC/Tablet etc. oder mit handschriftlichen Einträgen.

Download der Datei: “MP09” Termin-kurz

„W-Fragen“

Fragen:

  • Wie führen wir das erste Telefongespräch?
  • Welche Informationen kann uns der Kunde zu diesem Zeitpunkt schon geben?
  • Welche Argumente führen zur Beauftragung?
  • Wie dokumentieren wir die Daten/ Informationen von Beginn des Auftrags an?
  • Welche Informationen kann der Kunde für unseren ersten Besuch vor Ort schon vorbereiten?

1.3. Befragung vor Ort

Die Story

Zu unserem ersten Ortstermin trafen wir uns mit dem Wohnungseigentümer Herrn Walter Kurz, dem Hausverwalter Herrn Schramm und dem Mieter Herrn Weiler.

Für den Wohnungseigentümer lag der Verdacht auf undichte Außenwände bzw. Fensteranschlüsse und auf Wärmebrückenproblematik, was seiner Meinung nach zu Schwitzwasser und Schimmel führt.

Erkennbar war Oberflächenschimmel auf Tapeten bzw. Farbanstrichen der verputzten Außenwände, aber auch Schimmelbelag auf Fensterglasabdichtungen der in der Vergangenheit vor allem in Wintermonaten regelmäßig auftrat und von einem Malerbetrieb immer wieder entfernt und überstrichen wurde.

Informationen zum Gebäude:

  • Eigentumswohnung in relativ neuem Mehrfamilienhaus,
  • HLZ 36 cm verputzt/tapeziert/gestrichen, Dämmestrich, Laminat, Fliesen, Betondecken,
  • Innenwände in HLZ 11,5 beschichtet wie Außenwände,
  • Furnierte Holztüren, Kunststofffenster,
  • Konvektionsheizkörper und Fußbodenheizung.

Praxis-Tipp

„Vor Messungen oder Mutmaßungen und um vorschnelles Reden zu vermeiden, sollte immer erst das Protokoll beschrieben und vornehmlich erst einmal gefragt, geschaut, gerochen und vor allem außen und innen das Gebäude, Bauteilaufbauten und die Ausstattung, die Haustechnik etc. betrachtet und eingeschätzt werden. „

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte achten Sie auf die in den Texten unterstrichenen Wörter  – wie z.B.

Hierbei handelt es sich um Begriffe, die wir in unserer „Wissen-Sammlung für MdR“ angelegt haben.

Und so gehen Sie damit um:
Wenn Sie mit der Maus über diesen Begriff fahren, bekommen Sie ein kleines Vorschaufenster mit ersten Informationen zu diesem Begriff angezeigt.
Und durch einen Klick darauf gelangen Sie  direkt in die Wissensdatenbank.

Übrigens: In der Kursnavigation finden Sie auch verschiedene Sammlungen:

  • Kapitel 3: Lexikon- Begriffe-Sammlung
  • Kapitel 4: Medien-Sammlung
  • Kapitel 5: Literatur-Sammlung

Hier haben wir für Sie Rund um den MdR viele Informationen, Dateien und Links zusammengetragen.
Tipp: Schauen Sie doch einfach immer mal wieder rein.

Daneben empfehle ich Ihnen für diesen Fall auch noch folgende Literatur: (bitte zum Öffnen/ Downloaden anklicken)

uba_schimmelleitfaden2018

Mehr Literatur finden Sie in unserem Kapitel 5 „Literatur“.

„W-Fragen“

Fragen:

  • Wie stelle ich die richtigen Fragen?
  • Wie lege ich die Untersuchungsstrategie außen und innen fest?
  • Warum muss zunächst immer eine Bestandsaufnahme vor Ort durchgeführt werden?
  • Wie wurde das Gebäude gebaut/ renoviert?
  • Welche Voruntersuchungen/ -ergebnisse gibt es?
  • Wo liegt die (erste) Verdachtsquelle, die ich durch geeignete Sensormessungen und Indizienkette begründen kann?

2.1. Sichtprüfung

Die Story

Eindringendes Wasser von außen durch Undichtigkeiten, Rohrschäden, aufsteigende Feuchte konnte beim Ortstermin nahezu sicher ausgeschlossen werden.

Die Wärmebrücken an den Raumecken sind bauzeiten- und materialtypisch vorhanden, jedoch liegen sie im üblichen Rahmen und lösen für sich betrachtet erfahrungsgemäß noch keinen problematischen Schimmelschaden aus.

Fehlerhaftes Lüften oder Heizen wird gemäß dem Schadensbild und den Aussagen der Bewohner nicht vermutet. Auf Grund der vorhandenen aber eher unproblematischen Temperaturunterschiede zwischen Raumluft und Raumoberflächen, z.B. der Außenwände und an den Fenstern und Leibungen sollte vorsorglich, vor allem in den Wintermonaten, noch gezielter geheizt und gelüftet werden, vor allem deswegen, wenn wegen niedrigeren frostigen Außentemperaturen die Temperaturdifferenzen noch ansteigen werden.

Dadurch kann der Kondensat- und Schimmelbildung präventiv entgegengewirkt werden.

Praxis-Tipp

„Wir raten den Anfängern bei solchen Terminen vorher ausgedruckte Prüf- und Fragebögen zu verwenden, da man mit der rot-gelb-grün Kennzeichnung auch sofort Argumente leichtverständlich vermitteln kann.

Dadurch erzeugt man höhere Kompetenz und einen Anschein von Autorität. „

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Für die Sichtprüfung wäre folgendes Protokoll als ein Lernmodul geeignet:

 

Aus diesem sehr umfassenden Protokoll lässt sich erfassen, wie viele Dokumente oder Bauteile es zu berücksichtigen gilt, falls ein komplizierterer Fall zu lösen wäre.

Letztendlich kommt es immer auf die Fragestellung des Auftraggebers an und ob es um

Arbeitsstätten werden anders bewertet als private Gebäude.
Kitas und Schulen werden strenger berücksichtigt und bewertet als Büroräume.

„W-Fragen“

Fragen:

  • Warum sollte ich erstmal viele Fragen zum Schaden und zur Gebäudehistorie stellen und gut zuhören und mitschreiben?
  • Wie finde ich die relevanten Schadstellen innen und außen für die Sichtprüfung?
  • Was für einen hygienischen Gesamteindruck machen die Innenräume?
  • Welche Messgeräte werden jetzt sinnvollerweise eingesetzt?
  • Welche Messverfahren kann ich vorerst außer Acht lassen?
  • Welche Protokolle sind zur Dokumentation ratsam?

2.2. Geruchsprüfung

Die Story

Schon bei der Terminfestlegung wird den Parteien empfohlen die Räume nicht außerordentlich zu lüften, damit ein geruchlicher Gesamteindruck an der Wohnungstür und in einzelnen Problemzimmern entsteht.

Die Räume sollten zudem verschlossen sein ab frühmorgens zumindest.

Aufwändige Reinigungsarbeiten oder Schimmelentfernungen sind zu unterlassen und vor allem dürfen ca. 24 Stunden vorher keine geruchsauffälligen Reiniger, Raumbeduftungen, Spül- oder Waschmittel in der Wohnung verwendet werden.

Praxis-Tipp

„Die Sicht- und Geruchsprüfung ist ein elementarer Bestandteil von Bestandsaufnahmen in Gebäuden.

Sie bietet die Indizieneinschätzung vor der Sensormessung mit orientierenden Sensor-Messgeräten (Luftfeuchte, Materialfeuchte, Lufttemperatur/Materialtemperatur, CO2, VOC, Formaldehyd, Partikel etc.).

Ohne eine weitreichende Sicht- und Geruchsprüfung ist eine erfolgreiche und kostensparende Quellensuche kaum möglich.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Sicht- und Geruchsprüfungen sind neben der beruflichen Erfahrung die wichtigsten Instrumente eines MdR.
Deshalb sollten fallbegleitend eigene Geruchsarchive erstellt werden.

Hier einige Literaturempfehlungen:

Weitere Film-Empfehlungen:

Folgende Messgeräte werden empfohlen:

  • CO2-Luftqualitätsdatenlogger (Raumluft-/klima)
  • Pyrometer oder Thermografie (Raumtemperaturen)
  • Feuchtemessung – Dielektrisch (Oberflächenfeuchten)
  • Air Q (sobald lieferbar)

„W-Fragen“

Fragen:

  • Warum ist der geruchliche Gesamteindruck schon an der Wohnungstüre wichtig?
  • Wo stelle ich den Wohnungsgeruch genau fest?
  • Wo stelle ich einen Zimmergeruch genau fest?
  • Wie unterscheiden sich akute und abgetrocknete (mikrobielle) Schimmelgerüche?
  • Wann entnehme ich Materialproben für eine „Glasprüfung“ für mein Geruchsarchiv?
  • Warum muss man schimmelbefallene Materialproben in bestimmten Fällen ins Labor schicken und begutachten lassen?

2.3. Orientierende Messung(en)

Die Story

Nach der Sicht- und Geruchsprüfung folgen die orientierenden Messungen auf allen Außenwänden.

Da weder durch die Thermografiebilder noch die Feuchtemessungen an den Außenwänden (s. Bilder) auffällige Werte ermittelt werden konnten liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen reinen Anflugschimmel auf Wandfarbe und Fensterrahmen/-dichtung handelt, der weder die Wandfarbe, noch die Tapete oder den darunterliegenden Putz befallen hat.

Nun hat man mit einem Tapeziermesser noch an 2-3 Stellen die Tapete abgelöst, um diese Vermutung zu verifizieren.

Danach war die Sachlage eindeutig und man konnte nun den Wischversuch durchführen.

Bilder Feuchtemessung:

Bilder Thermografie:

Messprotokolle:

Folgende Protokolle sind im Laufe des Projektes entstanden:

MP01-Protokoll kurz

MP02-Wohnraumcheck-Messprotokoll

MP07-Geruchs- und Schadensprofil

Praxis-Tipp

„Durch die orientierenden Messungen (Sensormessungen) werden nach der Sicht- und Geruchsprüfung die „stillen“ Verdachtsmomente (nicht kommunizierten) zur Schadensursache die beweissichernden oder argumentativ wichtigen Indizien erfasst.

Nun kann offen über die Verdachtsmomente gesprochen werden und der Beweis kann im nächsten Schritt durchgeführt werden.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Sie könnten einmal versuchen, zu Hause das Raumklima mit Luftfeuchte, CO2 und Temperatur (innen und außen) zu ermitteln.

Und dann die Ergebnisse/ Werte in dem Messprofil (siehe Formular-Vorlage „Sensormessung„) einzutragen.

Zusätzlich könnten Sie mit dem (dieelektrischen) Kugelkopf-Messgerät die Wandoberflächen die Materialfeuchte messen.

„W-Fragen“

Fragen:

  • Warum sind die Sicht- und Geruchsprüfungen für eine Quellensuche nicht ausreichend?
  • Wie kommt man zur Auswahl der richtigen Sensormessungen?
  • Was für Geräte sind sinnvoll einsetzbar?
  • Weshalb sollte man den Geräteeinsatz vorher zu Hause testen und üben?
  • Wo sind Messungen generell

3.1. Ergebnis-Aufbereitung

Die Story

Durch das Einsprühen und problemlose Abwischen des Schimmelbelages wurde bewiesen, dass dieser Schimmelbefall ein Hygieneproblem und kein Bauschaden oder eine problematische Gesundheitsgefahr darstellt.

Der Schimmelbelag konnte leicht beseitigt werden.

Ein Einwachsen des Schimmels in Materialien fand nicht statt.
Auch die Fensterglasdichtungen konnten so problemlos gereinigt und dekontaminiert werden.

Die Beweisführung durch einen Wischversuch folgt durch den Einsatz von 11,9 % igem Wasserstoffperoxid (inkl. ausreichendem Personenschutz) und einem Haushaltstuch auf den Schimmelstellen.

Durch ein vorsichtiges Abwischen des Schimmelbelages wie auf den Bildern beschrieben erkennt man schnell den völlig intakten Wandanstrich und damit konnte das Vorliegen eines Material- oder Baumangels widerlegt werden.

Praxis-Tipp

Vorsicht bei der Argumentation, dass es sich um ein Hygieneproblem handelt!

An dieser Stelle kann es schnell emotional werden und man muss vorsichtig und sachlich argumentieren.

Ein Anflugschimmel ist als wachstumsfähiger Spor eigentlich in jeder Wohnung vorhanden und kommt nur bei bestimmten Feuchteangeboten zum auskeimen und wachsen.

Leider kommt das in sehr vielen Wohnungen teils unerkannt hinter Möbeln vor und kann dann auch bei längeren Wachstumsphasen dann auch die Gesundheit beeinflussen.

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte lesen Sie dieses Skript über Verkeimung
(Finden Sie auch in der Literatur-Sammlung):

Verkeimungs- und VOC-Belastung in der Innenraumluft:
Mess- und Sanierungsstrategien – Erfahrungsbericht eines Gutachters

„W-Fragen“

Fragen

  • Warum ist ein Anflugschimmel leicht beherrschbar?
  • Weshalb besteht bei solch einem Anflugschimmel keine Gesundheitsgefahr?
  • Warum kann wegen Anflugschimmel kein Miet- oder Baumangel abgeleitet werden?

3.2. Protokoll verfassen

Die Story

In diesem Fall war kein Gutachten, kein ausführlicher Sachverständigen-Bericht sondern nur ein Protokoll auszuarbeiten.

Dies ist vor allem auch sinnvoll, um unnötige Kosten zu vermeiden und um die Auftraggeber nicht zu überfordern, was sich ansonsten schlecht auf weitere Auftragsvergaben auswirken könnte.

Kunstharzdispersions-Wandfarbe mit geringer feuchteausgleichender Wirkung. Schon geringe Kondensatbildung führt an solch „dichten“ Oberflächen oft zur Schimmelbildung wegen zu geringer Kapillaraktivität der Oberfläche.

Praxis-Tipp

„Wenn möglich sollten die Protokolle schon vor Ort möglichst fertiggestellt werden, weil dann dem AG ersichtlich ist wie viel Zeit Sie benötigt haben.

Arbeitszeit im Büro ist meist schwer vermittelbar und ist daher schwieriger abzurechnen.

Zudem können auf einem Tablet die Bildaufnahmen mit Messgeräten und Messergebnissen vor Ort leichtverständlich beschriftet werden.“

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte schauen Sie sich die Fall-Protokolle nochmals genau an und interpretieren Sie die eingetragenen Werte.

Folgende Protokolle sind für die Empfehlung zu berücksichtigen:

MP01-Protokoll kurz

MP02-Wohnraumcheck-Messprotokoll

MP07-Geruchs- und Schadensprofil

„W-Fragen“

Fragen

  • Welche Ursachen haben zum Pilzbefall geführt?
  • Warum konnte sich Kondensat auf der Wandfarbe kurzfristig bilden?
  • Wie hoch dürfen Temperaturunterschiede im Innenraum sein, damit kein „Schwitzwasser entstehen kann?
  • Wie müssen Wandfarben beschaffen sein, damit Kondensatfeuchte bzw. Tropfenbildung auf Wandoberflächen verhindert wird?

4.1. Sanierungsvorschläge ausarbeiten

Die Story

Schon durch die Einhaltung eines optimalen Raumklimas würde die Entstehung eines Anflugschimmels normalerweise verhindern. Vor allem durch Unkenntnis oder bei Abwesenheit und auch bei schnellem Wetterwechsel kann es durch Raumklimaextreme zu Schimmelbildungen kommen – und sei es nur auf den Silikonabdichtungen an Fenstern.

In der zu untersuchenden Wohnung sind, wie auch in vielen anderen konventionellen Mietwohnungen, die Oberflächen von Böden, Wänden und Decken aber auch von Ausstattungsmaterialien und Möbel zunehmender dampfdicht. Auftretender Wasserdampf bzw. Aerosole dringen nicht mehr so einfach in Materialien kapillar ein, sondern sammeln sich an schlecht erwärmten und wenig belüfteten Stellen der Wohnung an.

Sobald sich Aerosole zu einem Mikrotropfen zusammenschließen bilden Sie die Wachstumsgrundlage für die organischen lebensfähigen Pilzsporen, die dann keimen und sich solange vermehren können, bis die Oberfläche abgetrocknet ist.

Selbst wenn man solche Wohnungen dekontaminieren, d.h. von Schimmelsporen befreien würde, kämen durch normales Lüften wieder neue Schimmelsporen in die Raumluft.

Eine einweisende Beratung der Mieter zum richtigen Heizen und Lüften ist wichtig aber nicht immer ausreichend. Bei Schimmelproblemen weiß der Mieter nun wie er mit umwelt- und gesundheitsverträglichem H2O2 inkl. Körperschutz die Sporen wirkungsvoll bekämpfen kann.

Deshalb würde eine nachhaltigere Lösung darin bestehen, dass man durch Lüftungs- und Klimaanlagen das Raumklima optimal einstellen würde, was jedoch erfahrungsgemäß wegen Steuerungsproblemen nicht immer gelingen dürfte. Noch sicherer wäre es deshalb, wenn man zusätzlich die Raumoberflächen nicht mehr abdichten würde und alkalische, kapillaraktive d.h. sorptionsfähige Oberflächen vorsehen würde.

Praxis-Tipp

Durch das Einsprühen und problemlose Abwischen des Schimmelbelages wurde bewiesen, dass dieser Schimmelbefall ein Hygieneproblem und kein Bauschaden oder eine problematische Gesundheitsgefahr darstellt, der leicht beseitigt und kontrolliert werden kann. Ein Einwachsen des Schimmels fand nicht statt.

Bei Schimmelbefall auf Wänden und Fenstern empfehlen wir wie vor Ort gezeigt eine Desinfektion mit 11 %igem Wasserstoffperoxid. Vorsicht bei der Anwendung von ätzenden Lösungen-Arbeitsschutz!
Falls Außenwände neu gestrichen werden sollten, könnte man vorsorglich eher zu mineralischen Farben greifen, wie reine Kalk- oder Silikat Farben. Zusätzlich könnte man, falls ein Vollwärmeschutz nicht in Frage kommt, auch einen Kalkdämmputz mit ca. 5 mm (s. Anlage) oder Calciumsilikat-Wärmedämmplatten auf den Außenwänden innen aufbringen. Dies führt zudem zu Heizkosteneinsparungen. Durch die höhere Oberflächentemperatur mit Hilfe solcher Innendämmung können zudem noch effektiver Wärmebrücken, Kondensatfeuchteentstehung und folglich Schimmelbefall vermieden werden.

Zukünftig auftretenden Schimmelbelag mit H2O2 ca. 11 %ig abwaschen. Vermehrt und heizen und lüften bei überschüssiger Luftfeuchte, elektronischen Hygro- und Thermometer zur Kontrolle aufstellen.

Bauschadensbedingter Schimmelbefall konnte gemäß visueller Überprüfung und Indizienlage nicht festgestellt werden. Staubgetragene Schimmelsporen sind höchstwahrscheinlich die Ursache für zeitweisen Schimmelwachstum auf „feuchten“ Wandflächen und Fenstern. Wir empfehlen die Schimmelflecken mit Wasserstoffperoxid zu entfernen. Vorsorgliches Einsprühen der gefährdeten Stellen ist möglich.

Falls weitere Beweissicherungen zur Gesundheitsgefährdung durch mögliche Schimmelsporen gefordert werden, können zusätzlich noch rechtssichere und normengerechte Raumluftanalysen angeboten werden. (s. Glossar)

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Bitte schauen Sie sich nochmal intensiv dieses Dokument an (finden Sie auch in der Literatur-Sammlung):

„W-Fragen“

Fragen

  • Wie begründet man das sichere Zwischenergebnis/Indizien für Anflugschimmel, der nur auf der Oberfläche und nur kurzzeitig wächst?
  • Welche Empfehlungen und Maßnahmen werden erstellt?
  • Welche weiteren Nachweise/Untersuchungen könnten bei kritischen Kunden noch zur Verifizierung nötig werden?

4.2. Empfehlungsschreiben

Die Story

Die Hausverwaltung gab bekannt, dass ein WDVS für das Gebäude nicht geplant ist. Zudem ist der Einbau einer Lüftungsanlageillusorisch.

Dem Wohnungseigentümer wird empfohlen, dass er bei einem Mieterwechsel die Wandbeschichtungen auswechseln könnte, denn beim mehrmaligen Überstreichen von Raufasertapeten mit Dispersions-Acrylfarben werden die Oberflächen immer dampfdichter und daher anfälliger für „Schwitzwasserbildung“. Zudem würden dadurch die raumklimatischen Eigenschaften verbessert und durch anorganische und alkalische Kalk- oder Silikatoberflächen verbessert sich der Pilzschutz.

Zudem könnte er eine Innendämmung mit CaSi Dämmplatten in Betracht ziehen, was die Behaglichkeit/Wärmegefühl verbessern und die Heizkosten vermindern würde.

Dem Mieter hat man zu einem CO2/Lf/T Messgerät geraten. Damit kann er sein Wohnverhalten, Lüftungsintervalle und die optimalen und schimmelvermeidenden Raumklimafaktoren kontrollieren. Das 11,9 % ige H2O2 hat man als Sprühflasche in der Wohnung zurückgelassen.

Praxis-Tipp

„Alle Beteiligte konnten zufriedengestellt werden. Die Lösung des Problems war einfach, jedoch führen solche Konflikte zu jahrelangen unnötigen Auseinandersetzungen.

Die Aufgabe des MdR sollte zukünftig darin bestehen, naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Know-How allgemeinverständlich und problem- und konfliktlösend in der Beratung einzusetzen.

Unnötiger Rechtsstreit vor Gericht soll vermieden werden. Eine Kosten-Nutzen optimierte Untersuchung, Beratung und Sanierungslösung ist die zentrale Aufgabe.

Karl-Heinz Weinisch
IQUH

Lern-Hinweise

Am Ende eines jeden Falls erhalten Sie von uns einen Test mit Verständnisfragen.

Beim ersten Test werden wir vor allem auf die 10 Raumklimaregeln eingehen.

Die Raumklimaregeln haben wir für Sie zur weiteren Vorbereitung unter Kapitel 1 „Grundlagen“ aufbereitet.