Die Gotik 1150 – 1520

  Einleitung

Die Gotik entsteht in der Iles de France. In Saint Denis wurde die erste Kirche der Gotik unter der Leitung von Abt Suger umgebaut.

Der Begriff Gotik wurde durch den Architekten Giorgio Vasari als erstes geprägt. Vasari (1511 -1574) empfand diesen Stil als fremdartig, wirr, barbarisch. Er war selbst ein Verehrer der antiken Kunst und gilt als einer der ersten Kunsthistoriker. In Deutschland wurde als Sonderform der Gotik die Hallenkirche sehr populär. Die verschiedenen Ordensgemeinschaften wie Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter, trugen zur Verbreitung der Gotik wesentlich bei.

Die Kirchtürme sollten den Machtanspruch ihrer Erbauer verkünden. In der Gotik wurde dieser Anspruch bis an die Grenzen des technisch Möglichen gesteigert: höher, leichter und organischer, als Teil des Gesamtbaus. Viele der weltweit höchsten Kirchentürme stammen aus der Gotik oder von späteren Vollendungen gotischer Bauten. Die Architektur hatte als “Mutter der Künste” in der Epoche der Romanik eine zentrale Bedeutung, d.h. alle anderen Künste (Malerei, Bildhauerei, Kunsthandwerk) standen in ihrem Dienst. Die Steinmetztechnik wurde durch das Interesse am monumentalen Steinbau hervorragend.

Typische Merkmale der Gotik

Ein zentrales Merkmal der gotischen Architektur ist eine weitgehende Durchbrechung der Außenwandflächen durch Fenster sowie eine Reduzierung der Wandstärken und Gewölbemasse auf ein Minimum. Um dieses zu erreichen wurden die schon in der Romanik bekannten Konstruktionselemente wie Rippengewölbe, Spitzbogen und Strebepfeiler konsequent zu einem neuen System weiterentwickelt, bei dem sich gestalterische und statische Belange verbanden. Das konstruktive System der Gotik entwickelte das Prinzip der antiken Baukunst von Stütze und Last erheblich weiter.

Die entscheidende Neuerung der gotischen Konstruktion bestand darin, die tragenden Elemente der Konstruktion weitgehend in den Außenbau zu verlagern, sodass zum Innenraum hin eine weitgehende Entlastung und Durchbrechung der Wände möglich wurde, die nun mit Glasfenstern gefüllt werden konnten und den gesamten Innenraum leicht und scheinbar schwerelos erscheinen ließen. Gleichzeitig ermöglichte die leichtere gotische Konstruktion die Errichtung von immer höheren Bauten.

Schnitt durch die hochgotischen Bauteile der Abteikirche St. Denis

Schnitt durch das Langhaus der Kathedrale von Reims
Oberhalb der Seitenschiffe die übereinanderliegenden Strebebögen. Neben den Seitenschiffen, eingebunden in die Außenwände, stehen die Strebepfeiler.

Eine wichtige technische Neuerung ist ab dem 13. Jahrhundert die Verwendung von Zugankern und Ringankern aus Eisen, die zur Versteifung und Stabilisierung der Statik von Gebäudeteilen und der gesamten Gebäudekonstruktionen dienen können. Für die immer größeren Maßwerke der Fenster werden Eisenstangen ebenfalls zum integralen Bestandteil der Fensterkonstruktion.

Dieses Stilmerkmal ist besonders in der französischen Gotik ausgeprägt. Als Höhepunkt erreichten die Gewölbe der Kathedrale von Beauvais eine Scheitelhöhe von 48,5 m, der Kölner Dom hat z. B. 45 m. Im Vergleich dazu hat der Gewölbescheitel des romanischen Doms zu Speyer nur 33 m Höhe. Die Höhe stieg im Verhältnis zur Breite. In der Romanik liegt dieses Verhältnis bei z. B. bei St. Michael in Hildesheim bei 1:1,9 und beim Bauabschnitt Speyer I des Domes zu Speyer bei 1:2,5. Ein Sprung fand dann in der Gotik statt. Das Breiten-/Höhenverhältnis bei der Kathedrale von Reims liegt bei 1:3 und bei der Kathedrale von Amiens 1:3,3.

Als Stilelement wurde das Maßwerk entwickelt. Es tritt erstmals beim Bau der Kathedrale von Reims 1215 -1220 in Erscheinung. Es gab sowohl Maßwerkfenster als auch runde Rosettenfenster. In der Spätgotik traten dann noch Fischblasen und Flammenmuster neu beim Kirchenbau auf. An den Giebeln und Türmen kamen oft Kreuzblumenornamentik zum Einsatz.

Aber auch bei Profanbauten spielte die Gotik eine große Rolle. Erstmals wurden auch Rathäuser im gotischen Stil erbaut. Aber auch reiche Patrizier bauten ihre Häuser schon nach dem Prinzip der Gotik.

Die Gotik war das Zeitalter der Wandlung im Burgenbau. So wurde der Gedanke der Trutzburg verworfen und durch den Willen zur Präsentation ersetzt. Von der Trutzburg zum Schloss. Die Marienburg des Deutschordens im heutigen Polen sei besonders hervorzuheben.
Die Marienburger ist ein typischer Vertreter der sogenannten Backsteingotik und zugleich größter Backsteinbau Europas.
Das Thema Farbe in mittelalterlichen Gebäuden ist in der heutigen Denkmalpflege umstritten. Man weiß zwar, dass ursprünglich vieles bemalt war, besonders Portale, Fensterrosen und Teile der Türme, kennt aber nicht die Details Über die Innenräume sind wir besser informiert. Generell lässt sich sagen, dass die architektonischen Glieder farblich von der Grundfläche abgehoben wurden, also beispielsweise ein Dienst von der Dienstvorlage oder der Wand. Man verwendete nur wenige Farbtöne, und scharfe Kontraste wurden vermieden, um die Wirkung der farbigen Glasfenster nicht zu stören. Bevorzugte Grundfarben waren Weiß sowie Ocker-, Rot- und Rosétöne.

Großflächiges Rosettenfenster mit filigranem Maßwerk im Rayonannt-Stil am Südquerhaus der Kathedrale Notre-Dame in Paris

Der Querschnitt durch eine gotische Kathedrale zeigt, wie der Druck des Steingewölbes und seine nach außen laufenden Schubkräfte (der Gewölbeschub) vom massiven Mauerwerk der Strebepfeiler an der Außenmauer des Bauwerks abgefangen werden. Die ansteigenden halbrunden Strebebogen wirken diesem Schub mit ihrem Gewicht entgegen und leiten ihn zum Boden hin ab. Dieses gewaltige äußerliche Strebewerk ist vom Inneren des Bauwerks aus, das dominiert wird von Spitzbogen und großflächigen Fenstern, nicht sichtbar.

So entwarf der Abt Suger eine Kirche, die durchstrahlt ist von einem Licht, das durch riesige Farbfenster einfällt.

Fenster, die die gesamte Wandfläche einnehmen, so groß sind, dass sich Wandstrukturen in Licht und Farbe aufzulösen scheinen, und so hoch, dass sie vom Boden bis zum Gewölbe reichen. Nachdem der Neubau im Ostteil der Kirche beendet war, war der gesamte Innenraum durchflutet von Licht und in eine Helle getaucht, wie man sie zuvor nicht gekannt hatte. Erzielt wurde diese magische Wirkung durch eine neue Bautechnik. Bislang hatte es im Kirchenbau nur halbkreisförmige Bogen (Rundbogen) gegeben, wie sie für romanische Bauten typisch sind. In Saint-Denis jedoch (wie auch in den folgenden mittelalterlichen Kirchen) sind die Bogen, die oberen Fensterabschlüsse sowie das Kreuzrippengewölbe spitzbogig. Und so scheinen sämtliche architektonischen Elemente in die Höhe zu streben, himmelwärts – eine Symbolik von gewaltiger Wirkung. Das Leben der einfachen Leute war auf das Jenseits ausgerichtet. So erlebten sie die Herrlichkeit Gottes schon im Diesseits bei dem Besuch in solchen prächtigen Kirchen.

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